OECD erwartet leichte Belebung der Weltkonjunktur
Paris - Nach fünf Jahren schwachen Wachstums sei nun endlich Besserung abzusehen, erklärte OECD-Generalsekretär Angel Gurría am Mittwoch in Paris. Die Politik müsse aber mehr tun, damit alle von der Globalisierung profitierten, so die Organisation. Für Deutschland rechnet sie mit einem weiterhin soliden Wachstum - warnt aber davor, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.
Die Organisation hob ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr leicht an: Sie rechnet nun mit einem weltweiten Plus von 3,5 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als noch im März erwartet. Im vergangenen Jahr hatte die Weltwirtschaft um 3,0 Prozent zugelegt, der schlechtestes Wert seit 2009. Für 2018 geht die OECD weiterhin von einem Plus um 3,6 Prozent aus.
Nach Angaben von Christian Kastrop, OECD-Direktor für wirtschaftspolitische Studien, sind viele Indikatoren im grünen Bereich. "Wir sehen eine deutliche Verbesserung des allgemeinen Vertrauens in die wirtschaftliche Entwicklung, Investitionen und Handelsströme verbessern sich."
Risiken: Forderung nach mehr wirtschaftlicher Abschottung
Als Risiken nennt der Bericht unter anderem politische Unsicherheiten etwa mit Blick auf Forderungen nach mehr wirtschaftlicher Abschottung. Gurría warnte zudem, die Belebung sei noch zu schwach, um eine spürbare Verbesserung der Lebensverhältnisse in allen OECD-Ländern zu gewährleisten. Das Wachstum liege weiter deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt vor der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Auch für Deutschland hoben die Experten ihre Prognose leicht an. Sie erwarten ein Plus von 1,7 Prozent in diesem und 2,0 Prozent im kommenden Jahr und sind damit jeweils 0,2 Punkte optimistischer als die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten. Diese Werte sind wie in Deutschland üblich nicht um die Zahl der Arbeitstage bereinigt und deshalb nicht direkt mit den übrigen OECD-Werten vergleichbar.
OECD will Rolle von Frauen im Arbeitsmarkt stärken
Die Organisation warnte aber, Berlin solle sich nicht auf der guten Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft ausruhen. "Das Wachstum ist zwar kräftig, aber wir haben auch in Deutschland gesehen, dass das Produktivitätswachstum in den letzten Jahren nachgelassen hat", sagte Deutschland-Experte Andrés Fuentes. Die OECD fordert vor allem mehr Anstrengungen, um die Rolle von Frauen im Arbeitsmarkt zu stärken - etwa durch geringere Steuern für Zweitverdiener, was eine Reform des Ehegattensplittings bedeuten würde.
Außerdem empfehlen die Experten einen Ausbau der Kinderbetreuung und von Ganztags-Grundschulen, auch um benachteiligten Kindern zu helfen. Durch die sehr solide Haushaltslage gebe es Spielraum für Ausgaben- und Steuerreformen, heißt es in dem Bericht. Zur OECD gehören 35 Mitgliedstaaten, vor allem westliche Industrieländer.
- Themen: