Obamas Optimismus
"Er vermittelt den Eindruck, als habe er einen langen Atem": Matthias Maus, AZ-Chefreporter, über die ersten 100 Tage des US-Präsidenten.
Runde Zahlen, Jubiläen sind für sich nichts Besonders. Nur weil man feiern und erinnern will, bekommen diese arithmetischen Zufälligkeiten eine Bedeutung. Und dennoch gibt es gute Gründe, die ersten 100 Tage von Barack Obama zu würdigen.
Es ist nicht nur die totale Abkehr des Präsidenten von der Politik des Vorgängers, es sind nicht nur die Unterschiede in Tempo, Stil und Ehrgeiz, mit dem Obama zu Werke geht. Es ist auch der Anspruch und der Umfang des Politikwechsels, mit dem der jugendliche Präsident angetreten ist – und der es bei all seinen Projekten und Visionen geschafft hat, den Optimismus nicht zu enttäuschen.
Man stelle sich vor: Eine Wirtschaftskrise historischen Ausmaßes, eine komplett verfahrene Außenpolitik und dazu ein marodes Gesundheitswesen hat er geerbt. Jede Aufgabe an sich ist was für Herkules. Doch Obama hat sich weder in Pathos noch in Floskeln geflüchtet.
Er hat gehandelt. Und er hat dabei zugegeben, dass man auch Fehler machen kann – das ist eine gesunde Skepsis gegenüber dem eigenen Tun, die seinem Vorgänger verhängnisvoll gefehlt hat. Es ist vor allen Dingen: menschlich.
Trotz der Möglichkeit des Scheiterns geht Obama neue Wege. Im Iran und im Irak, bei der Gesundheitsvorsorge und beim Umgang mit dem Terrorismus. Man traut Obama zu, und das ist vielleicht das Positivste an seiner Kurzfrist-Bilanz, dass er einen langen Atem hat. Den wird er brauchen in einer Zeit, da die Probleme von der Wall Street bis nach Pakistan keineswegs kleiner werden.