Obama greift durch: GM-Chef Wagoner muss gehen
DETROIT - Aus wirtschaftlicher Sicht war der Rücktritt von General-Motors-Chef Rick Wagoner für viele Experten angesichts milliardenschwerer Rekordverluste längst überfällig. Nun aber trifft den 56-Jährigen laut US-Medien ein politisch erzwungener Abgang.
US-Präsident Barack Obama machte Wagoner vor der für diesen Montag angekündigten Vorstellung des Rettungsplans den Berichten zufolge klar: Ohne einen Neuanfang an der Spitze des Opel-Mutterkonzerns gibt es keine weiteren Milliardenhilfen, sondern nur die seit Monaten drohende Pleite.
Mit seinem Feingespür für die öffentliche Meinung wusste der Präsident laut Beobachtern genau: Die Geduld der US-Bevölkerung bei Finanzspritzen für Konzerne in weitgehend selbst verschuldeten Nöten ist ausgereizt. Die Empörung über Boni und Milliardenhilfen in der Finanzbranche war zuletzt riesig.
Auch die Rufe nach «Opfern» bei General Motors (GM) wurden immer lauter. Und Obama nimmt mit der Top-Personalie nun einen der «dramatischsten Eingriffe» der US-Regierung in ein Unternehmen während der Krise vor, urteilte das «Wall Street Journal» umgehend.
Bezeichnender Zufall für die Krise der Branche: Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroën verkündete am Sonntagabend wegen der Probleme ebenfalls die Trennung von Vorstandschef Christian Streiff.
Dass Wagoner ein Autoboss auf Abruf ist, pfiffen nicht nur am Konzernsitz in Detroit die Spatzen von den Dächern. Erwartet worden war allerdings vielfach, dass der 1,90 Meter große Blondschopf während der schmerzhaften Sanierung noch etwas im Amt bleiben solle. Erst bei zumindest leichten Anzeichen einer Genesung von GM sollte dann ein neuer, frischer Chef das Steuer übernehmen.
Nachfolger soll nun laut Berichten - wie bereits zuvor oft spekuliert - Wagoners Vize werden: der seit gerade einem Jahr für das aktuelle Geschäft zuständige GM-Präsident Fritz Henderson. Der 50- Jährige hält Insidern zufolge schon jetzt die Zügel in der Hand. «Die relevanten Gespräche führt alle Henderson», so ein hochrangiger GM- Mann. Und Opel kennt er bestens aus seinen Jahren an der Spitze der GM-Europatochter.
Auch unter einem neuen GM-Boss steht dem Konzern eine ungewisse Zukunft bevor. Neben den bitteren hausgemachten Problemen wie einer verfehlten Modellpalette und nicht wettbewerbsfähigen Kosten trifft den einst weltgrößten Autobauer eine der schwersten Branchenkrisen der Geschichte. Praktisch alle Hersteller weltweit leiden in der steilen Talfahrt infolge der Wirtschaftskrise derzeit schwer.
GM dürfte daher vielen Experten zufolge selbst bei einer möglichen Erholung noch für einige Zeit gefährlich nah am Abgrund manövrieren. Wagoner selbst wird die Horrorfahrt nach eigenen Worten ein Leben lang beschäftigen: «So einen Film musst Du nicht zweimal sehen, um Dich für immer an ihn zu erinnern», sagte er kürzlich. (dpa)