Nur Kitsch und Kohle

Das Projekt ist ein Trauerspiel, in dem die Stadt die Hauptrolle hat. Arno Makowsky über den Skandal um die Schrannenhalle.
Es war ein schöner Traum: Eine historische Industriehalle mitten in der Innenstadt, architektonisch wertvoll, eine Attraktion für Münchner und Touristen. Man denkt an die Markthallen von Florenz oder Athen – einfache Stahlbauten, in denen Lebensmittelstände und charmante Lokale die Besucher anlocken. So hätte es in München auch sein können.
Doch von Anfang an verhinderte eine Melange aus Dilettantismus und Geldgier, dass die Schranne zu dem geplanten Schmuckstück hätte werden können. Jetzt stehen Stadt und Investor vor einem Scherbenhaufen: Die Händler müssen raus, die riesige Halle in bester Lage wird bald nur noch für kommerzielle Events aufgesperrt. Ein Skandal, der keineswegs überraschend kommt.
Das ganze Projekt ist ein Trauerspiel, in dem die Stadt München die Hauptrolle spielt. Sie hätte das historische Gebäude von der Substanz her erhalten und ansonsten weitgehend unverändert aufstellen können – als spannende Erweiterung des Viktualienmarkts. Stattdessen ließ sie einen Investor für 37 Millionen Euro einen Kommerztempel errichten, mit Tiefgarage und ohne einen Hauch Flair.
Das Ergebnis war in den letzten Jahren zu besichtigen: Tagsüber gab’s unterirdischen Ramsch und Kitsch, abends traf man sich im Keller zum Anbaggern bei der Ü-30-Party. Als Feigenblatt wurde ein Pseudo- Kulturprogramm vorgeschoben.
So wird es jetzt weitergehen, wobei man sich Kitsch und Kultur spart und unverblümt nur auf Gewinn zielt. Dass die Rathaus-SPD diese Pläne mitmacht, ist ein Armutszeugnis, passt aber ins Bild.
Der Autor ist Chefredakteur der Abendzeitung