Noch viele Einwände
Ein neuer Tempel für die Klassik, finanziert von der GEZ? - Robert Braunmüller über die Chancen des geplanten Konzertsaals im Marstall.
Schön wär’s schon, das meinen selbst Skeptiker, die Kurt Faltlhausers Visionen für einen Umbau des Marstalls zum Konzertsaal unrealistisch finden. In der riesigen Philharmonie am Gasteig und dem trüben Herkulessaal fehlt es der Klassik an Erlebniswert. Wenn sich daran bald nichts ändert, droht der Musikstadt München trotz dreier Weltklasseorchester der schleichende Bedeutungsverlust.
Überall, wo in den letzten Jahren neue Säle entstanden, strömt mehr junges Publikum. Und mehr gastierende Orchester beleben durch Konkurrenz das Geschäft. Selbst wer Kultur vor allem als Standortfaktor betrachtet, muss die Idee des Ex-Finanzministers als Aufwertung einer toten Ecke im Zentrum der Stadt begrüßen.
In den nächsten Tagen will sein Verein „Konzertsaal Marstall e.V.“ um Sympathien und Spenden werben. Angesichts der 62 Millionen, die private Geldgeber für die Hamburger Elbphilharmonie bereitstellen, scheint Faltlhausers Ziel von 20 Millionen privaten Spenden nicht völlig unrealistisch.
Das Problem ist der Rest: Warum soll der Staat dem Bayerischen Rundfunk einen Konzertsaal bauen? Gibt es da angesichts knapper Kassen nicht dringendere Kultur-Baustellen? Darf der Sender die politisch nicht unumstrittenen Rundfunkgebühren in einen solchen Bau investieren? Wer soll die Kosten für den laufenden Betrieb des Neubaus tragen? Wenn diese Einwände nicht bald entkräftet werden, bleibt der Saal ein Traum. Mit dem Kopf durch die Wand wird er sich nicht durchsetzen lassen.
Der Autor ist AZ-Kulturredakteur