(Noch) nicht reif für Europas Spitze
Das 0:4 in St. Petersburg hat es offenbart: das Ende der Mär, dass der FC Bayern, der die Bundesliga nach Belieben dominiert, schon reif wäre für Europas Spitze. Dennoch zerstört dieses eine Spiel nicht eine insgesamt starke Saison, kommentiert AZ-Sportchef Gunnar Jans.
Dass das Gros der Verlierer in den Bus flüchtete, kommentarlos? Geschenkt, schließlich war dieses 0:4 wirklich ohne Worte, und sprachlos verfolgte jeder, der den Bayern zugeneigt ist, die Schmach von St. Petersburg. Da bedarf es keiner Verlautbarung, um festzustellen, was hier offenbar wurde: das Ende der Mär, dass der FC Bayern, der die Bundesliga nach Belieben dominiert, schon reif wäre für Europas Spitze.
Natürlich ist es nicht so, dass ein miserables Spiel diese insgesamt starke Saison zerstört; gewiss ist Ribéry nach 90 nichtigen Minuten die oft bewunderte Genialität nicht abzusprechen; auch darf Luca Toni, die Torfabrik, mal Pause haben; und keineswegs fehlt es dieser Mannschaft an Charakter, auch wenn sie Ottmar Hitzfeld und Oliver Kahn, die zum Abschied laut vom Triple träumten, am Ende wie tragische Helden aussehen ließ. So wird die Saison 2007/08 als Zäsur in die Vereinsgeschichte eingehen, noch nicht als Beginn einer Ära.
Also den Blick in die Zukunft gerichtet: Am Sonntag wird gefeiert und dann nach vorn geschaut. Dazu zwei Erkenntnisse vom Donnerstag: Wer im Verlierer- Cup abgeschlachtet wird, kann kaum Ansprüche auf den Champions- League-Triumph anmelden. Und: Bayern hat genug Schönspieler, doch es fehlen, pardon, Drecksäcke. Typen wie Effenberg und Matthäus, die nicht die Fans verzauberten, sondern den Gegner im entscheidenden Moment weggrätschten.
Darüber wird zu reden sein, wenn Klinsmann die neuen Bayern baut. Über Donnerstag ließe sich noch dieses sagen: Der Spaß, den Ribéry & Co. den Fans in dieser Saison bereitet haben, kann ihnen niemand nehmen. Und: Gut, dass der Uefa-Cup sein jähes Ende gefunden hat – der passt eh nicht zum FC Bayern.
Gunnar Jans
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur und Sportchef der AZ.