Nicht zu kaufen

Drogengelder sind zuverlässiger als Almosen aus dem Westen: Matthias Maus, AZ-Chefreporter, über das neue Afghanistan-Konzept
von  Abendzeitung
Matthias Maus, Chefreporter der AZ.
Matthias Maus, Chefreporter der AZ. © Ronald Zimmermann

Drogengelder sind zuverlässiger als Almosen aus dem Westen: Matthias Maus, AZ-Chefreporter, über das neue Afghanistan-Konzept

Bismarck sagte, dass niemals so viel gelogen wird wie vor der Wahl, nach der Jagd und während des Krieges. Langsam bekennt sich die Bundesregierung dazu, dass Krieg herrscht in Afghanistan, und prompt wird der alte Otto bestätigt.

Natürlich ist es richtig, dass mehr auf Entwicklungshilfe gesetzt werden muss am Hindukusch. Es macht auch keinen Sinn, allein Kampftruppen in die Lebensgefahr zu schicken. Es hat ein Prozess des Nachdenkens eingesetzt, und es gibt auch Ansätze für eine Neuausrichtung. Dennoch ist das Konzept mit Abzugsdatum und gekauften Taliban wenig erfolgversprechend bis unrealistisch.

Wenn ein Abzugsdatum genannt wird, dann hat das nur eine Chance, wenn es bis dahin eine selbsttragende staatliche Struktur gibt. Die gäbe den Afghanen vielleicht keine perfekte westliche Demokratie, aber immerhin eine rechtliche Sicherheit. Die ist nicht in ein paar Jahren zu haben. Und schon gar nicht, wenn man den Taliban sagt, bis wann sie stillhalten müssen, um von fremden Truppen ungestört wieder ans Mordhandwerk zu gehen.

Der Ansatz, man könne den Taliban die Fußsoldaten abwerben, ist blauäugig. Er funktioniert, solange man die bettelarmen Männer zahlt. Wenn dem Westen das Geld und das Interesse ausgeht – also bald – dann wenden sie sich wieder an die mit dem Geld. Die Drogenfelder der Kriegsherren sind wirtschaftlich zuverlässiger als Almosen aus dem Westen. Auch das mussten viele Fremde lernen: Man kann Afghanen nicht kaufen. Man kann sie nur mieten.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.