Nicht nur ein Makler

Ob Neubau oder Altbau, teurer Marmor oder abgewetzte Dielen: Jede Wohnung hat etwas für sich, sagt Jan Kemker. Nur, dass nicht jedes Zuhause zu jedem Menschen passt. Er war in den vergangenen Monaten in so vielen Wohnungen, dass er sie nicht mehr zählen kann. Seit knapp zwei Jahren ist der 24-Jährige nun in der Ausbildung zum Immobilienkaufmann. „Mit jedem Tag macht es mir mehr Spaß.” Immobilienkaufmann ist einer jener Berufe, zu dem fast alle eine Meinung haben, von dem die wenigsten aber wissen, was er umfasst. Viele denken zuerst an den Makler – und der hat in Zeiten der vielerorts herrschenden Wohnungsknappheit einen denkbar schlechten Ruf. Auch Kemker bekommt das immer wieder zu spüren. Wenn er von seinem Beruf erzählt, erntet er oft skeptische Blicke und auch mal ein „Aha, ein Immobilienhai”.
Dabei ist das Verkaufs- und Vermittlungsgeschäft nur ein kleiner Teil seiner Arbeit. Immobilienkaufleute kümmern sich auch um die Verwaltung von Gebäuden und Grundstücken. Sie sind Ansprechpartner für die Mieter, beispielsweise bei Fragen zur Betriebskostenabrechnung. Und sie planen Neubau-, Sanierungs- und Modernisierungsprojekte. „Es ist ein sehr vielfältiger Beruf”, sagt Thomas Schaefers vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.
Die Fachkräfte arbeiten bei Wohnungsbauunternehmen, Banken oder Versicherungen – oder eben als Makler. „Es gibt so gut wie keine arbeitslosen Immobilienkaufleute”, ist sich Schaefers sicher. Die Anforderungen an die Auszubildenden sind hoch. Mehr als 70 Prozent der Ausbildungsanfänger hatten 2011 die Hochschulreife. Ebenso gut wie mit Zahlen müssen die Bewerber mit Menschen umgehen können. Der Kontakt mit den Kunden nimmt einen großen Teil der Arbeitszeit ein.
Drei Jahre dauert die duale Ausbildung – eine rein schulische Ausbildung ist ebenfalls möglich. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Buchhaltung, Mietrecht oder Betriebskostenabrechnung. Während der Ausbildung bekommen die Jugendliche in einem tarifgebundenen Unternehmen im ersten Lehrjahr rund 775 , im zweiten 885 und im dritten 995. Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor. Das Einstiegsgehalt kann bei 2200 liegen.