Nicht ganz freiwillig
Matthias Maus - Der AZ-Chefreporter über die Zukunft des Zivildienstes
Die Wehrpflicht ist weg. Endlich, überfällig, werden nicht nur junge Männer sagen. Also Ende gut, alles gut? Nicht unbedingt.
Mit dem Aus für den zuletzt schreiend ungerechten Zwangsdienst muss sich das Land einer der großen Lebenslügen stellen, die es seit der Einführung des zivilen Ersatzdienstes mit sich herumträgt: Allzu bequem hat sich die Gesellschaft auf die Dienste der unterbezahlten Männer in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Kindergärten verlassen.
Das ist nur vorbei. Es muss dringend Ersatz her für die Zivis, mit denen sich öffentliche, aber auch kirchliche und gemeinnützige Träger aus so manchem Personalnotstand gerettet haben.
Das Freiwillige Soziale Jahr, das es schon länger gibt, geht in die richtige Richtung. Es ist aber fraglich, ob dieses Jahr denn unbedingt so völlig freiwillig sein muss. Niemand sollte einem neuen Zwangsdienst das Wort reden. Wenn aber der gemeinnützige Einsatz junger Leute – Männer und Frauen gleichermaßen, selbstverständlich – nicht als Karrierebremse betrachtet, sondern als Karrieresprungbrett begriffen würde, dann wäre allen gedient.
Die Jungen würden Dienst an der Allgemeinheit leisten, den die zunehmend alternde Gesellschaft dringend braucht. Das kostet Geld, keine Frage. Wie wär’s, wenn man dafür noch ein paar mehr Rüstungsprojekte auf den Prüfstand stellte, als die Bundesregierung ohnehin vorhat?
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