Neuer Prämienschock für Privatversicherte

Auf viele Privatpatienten kommen 2014 höhere Beiträge zu. Die AZ erklärt, was dahinter steckt – und wie Betroffene ein bisschen sparen können
MÜNCHEN Zum Jahreswechsel haben private Krankenversicherer schon wieder die Beiträge erhöht. Zum Teil drastisch, wie Bianca Boss vom Bund der Versicherten beobachtet hat. Axa, Central & Co. wollen 2014 um bis zu 50 Prozent mehr Geld. Das trifft vor allem die Älteren der etwa neun Millionen Privatpatienten. Meist die, die schon länger als zehn Jahre dabei und über 45 Jahre alt sind, aber auch einige neu Versicherte. Viele Altkunden und Senioren wissen jetzt schon nicht mehr, wie sie die oft 600 bis 800 Euro im Monat noch zahlen sollen. Die AZ zeigt, wie die Kostenspirale abgebremst werden kann.
Warum wird es immer teurer? Die Beiträge für die private Krankenversicherung (PKV) richten sich nicht nach dem Einkommen, sondern in erster Linie nach Tarif, Alter und Gesundheit. Gerade Tarife, in denen Versicherte schon jahrelang dabei sind, ziehen nach oben. Die Ausgaben für diese Altkunden steigen. Für 2014 entpuppt sich zudem die Niedrigzinsphase als Preistreiber. So hat die Axa eingeräumt, dass sie den Rechnungszins auf die Alterungsrückstellung ihrer Bestandskunden absenken musste – und Versicherte im Gegenzug stärker zur Kasse bittet. Auch andere Anbieter stecken in Schwierigkeiten. Das Bundesfinanzministerium schätzt, dass wegen des Rechnungszinses auf 2,9 Millionen privat Versicherte deutlich steigende Prämien zukommen.
Wie lässt sich sparen? Der Wechsel innerhalb der eigenen Versicherung zu einem günstigeren Tarif mit vergleichbaren Leistungen ist der einzige Weg. Billiger wird es zum Beispiel mit einem Einsteigertarif für Neukunden. Das kann zwischen 100 und 500 Euro Ersparnis im Monat bringen, rechnen Verbraucherschützer vor. Grundsätzlich schützt das zwar auch nicht vor weiteren Teuerungswellen, verschafft aber finanziellen Spielraum. Gibt es ein Recht auf Wechseln? Ja. Jeder Kunde darf intern umsteigen und sparen. Er kann sich dafür auf Paragraf 204 des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) berufen. Die Assekuranz muss dann ein Angebot machen. Die Rückstellungen fürs Alter gehen nicht verloren. Auf das Wechselrecht muss bei jeder Prämienänderung aufmerksam gemacht werden. Kunden über 60 müssen sogar konkrete Tarife mit gleichem Versicherungsschutz zum besseren Preis genannt bekommen. Auf eigene Faust intern wechseln ist jedoch ein harter Kampf.
Welche Fallstricke gibt es? Wer es sich zutraut, selbst einen Wechsel durchzufechten, sollte sich gut informieren und den Musterbrief der Verbraucherzentralen nutzen (www.vz-rlp.de). Aufgepasst: Wechselwilligen wird gern vorgeschlagen, Leistungskürzungen zu akzeptieren und dadurch zu sparen. Etwa durch Verzicht aufs Einzelzimmer oder Chefarztbehandlung, durch Abstriche bei Zahnersatz oder Heilpraktiker. Ein Zurück zu besseren Leistungen ist damit aber verbaut. Vorsicht auch bei mehr Selbstbehalt: Die Prämie wird zwar billiger. Bei schwerer Krankheit wird ein hoher Selbstbehalt aber zum Bumerang. Wichtig: Langjährige Kunden sollten auf keinen Fall den Versicherer komplett wechseln. Dabei gehen die angesparten Alterungsrückstellungen verloren. Im Alter wird es dann nur noch teurer.
Wer bietet Hilfe? Internet-Versicherungsprofis wie minerva-kundenrechte.de, beitragsoptimierung.de und spezialisierte Agenturen helfen beim internen Wechsel. Das ist nicht billig, kann sich im Einzelfall aber rechnen. Die Honorare entsprechen der Beitragsersparnis von sechs Monaten und mehr. Je nach Vertrag können da rasch ein paar tausend Euro zusammenkommen.
Gibt es Alternativen? Ja. Günstig ist ein Tarifvergleich plus Beratung bei den Verbraucherzentralen. In Bayern kostet das beispielsweise 50 Euro. Auch der Bund der Versicherten bietet seinen Mitgliedern Unterstützung an. Der Wechselservice kostet bis zu 400 Euro plus Jahresbeitrag von 40 Euro (www.bundderversicherten.de).