Neue Dimensionen
"Ist es in Ordnung, die Branche mit Steuergeld zu schützen?": Susanne Stephan, die Wirtschaftsredakteurin der AZ, über das Krisenmanagement Berlins.
Besser spät als nie, könnte man zu Peer Steinbrücks "Plan B“ sagen. Besser jetzt eine umfassende Lösung für die kriselnde Finanzwirtschaft stricken, als einem notleidenden Institut nach dem anderen immer neue Kredite und Bürgschaften einzuräumen. Ein Ruhmesblatt für die Bundesregierung sind die Vorgänge seit dem Ende der vergangenen Woche trotzdem nicht. Noch am Samstag widersetzt sich Merkel dem Vorschlag des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy für einen europäischen Krisenfonds – als ob die Finanzmarktkrise an den Staatsgrenzen der jeweiligen Länder halt machen würde.
Einen Tag später verkündet Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Garantie für private Geldanlagen in Deutschland. Zwei Tage später lässt sie ihren Finanzminister in Dimensionen planen, die gerade zwangsläufig auf einen großen EU-weiten Wurf hinauszulaufen scheinen. Es ist schließlich kaum vorstellbar, dass Deutschland seinen Geldhäusern Schutz gewährt – und darauf wartet, dass die Investoren auf der Flucht nach Deutschland Frankreichs oder Italiens Banken in den Orkus schicken. Bleibt die Frage nach der Moral: Ist es in Ordnung, eine anscheinend korrupte und inkompetente Branche mit Steuergeldern vor dem wohlverdienten Untergang zu schützen? Es ist in Ordnung – denn die Folgen eines internationalen Finanz-Kollapses hätten nicht die Bank-Manager auszubaden. Die Finanz-Bosse mögen ihre Jobs verlieren, sind aber trotzdem finanziell bestens abgesichert. Die Konsequenzen müssten die normalen Beschäftigten und Steuerzahler tragen. Und das kann niemand wollen.
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