Nervt Fasching?

Die AZ-Redakteure Kimberly Hoppe und Barbara Brießmann über die narrische Zeit in München.
Pro:Mehr Au als Helau: Fasching in München nervt, ist peinlich, gaga und gähn. Kinder, die sich als Prinzessin aufhübschen oder als Cowboy herumballern, mögen ja noch für ein paar Minuten süß sein. Wenn aber ältere Menschen nur mit hässlichen Pappnasen lustig oder einem Piratenhut mutig sein können, ist das deppert daneben. Und, nein, es hat nichts mit Spaßbremse oder Humorlosigkeit zu tun, wenn man in der U-Bahn den schlimm angetrunkenen Mann mit dem unvorteilhaft sitzenden Bärenkostüm nicht anlächelt.
Auch dann nicht, wenn er Bär spielt und einen mit der Pranke tätschelt. Das ist definitiv nicht lustig. Lediglich die 15- bis 35-Jährigen haben erkannt, dass es am besten ist, den Fasching komplett zu ignorieren. Wer Bier trinken will, kann das auch ohne Luftschlangen und Schweiß verschmierte Herzerln auf der Wange tun. München braucht keinen Fasching, um narrisch sein zu können. Wer das anders sieht, kann einem nur Leid tun.
Contra: Mache ich mich zum Narren, wenn ich zum Fasching gehe? Mit Sicherheit nicht. Narrischmachen mich diejenigen, die das ganze Jahr über keine Gelegenheit auslassen, um sich zu verkleiden und bis zur Peinlichkeit ausgelassen zu „feiern“. Der Fasching selbst kann gar nicht peinlich sein. Er gehört wie Weihnachten und Ostern zu unserer christlichen Kultur. Deswegen gönne ichmir die Gaudi, am Sonntag mit meiner Familie zum Faschingszug bei uns im Würmtal zu gehen.
Klar verkleiden sich mein Mann und ich auch. Nicht, weil wir das bräuchten, um zu feiern. Aber für die Kinder ist es ein Riesenspaß, wenn sich die Eltern nicht nur mit einer Luftschlange kostümieren. Gefeiert wird dann ganz spontan. Mit den Freunden, die wir zufällig beim Fasching treffen und dann dort, wo die beste und ehrlichste Stimmung ist. Wenigstens muss ich den Muffeln da nicht begegnen. Die sitzen vermutlich zu Hause und basteln an einem Kostüm für Halloween.