Nach dem Aus für den EADS-Deal: Brüssel schießt zurück
Nach dem Aus für das EADS-Milliardengeschäft droht die EU den USA mit höheren Hürden für künftige Rüstungsprojekte. EADS muss für 2009 einen Verlust von 763 Millionen Euro berichten.
PARIS/BERLIN/BRÜSSEL Der geplatzte Tankjet-Jahrhundertdeal für Airbus hat diesseits des Atlantiks große Verärgerung über die USA ausgelöst. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle warnte die USA vor Protektionismus, die EU-Kommission ging noch einen Schritt weiter und drohte offen mit Gegenmaßnahmen.
Das US-Verteidigungsministerium hatte einen Auftrag für 179 Tankflugzeuge neu ausgeschrieben, nachdem in einer ersten Runde der Airbus-Mutterkonzern EADS zusammen mit dem US-Hersteller Northrop Grummann den Zuschlag erhalten hatte. Es geht um 35 Milliarden Dollar – Geld, das der Airbus-Rivale Boeing dringend braucht.
In den USA kam es zu Protesten gegen die Auftragsvergabe an EADS, angebliche Verfahrensfehler mussten als Begründung für eine erneute Ausschreibung herhalten. Sie wurde nach Angaben von Northrop Grumman so formuliert, dass sie exakt auf das (billigere) Angebot von Boeing passt. Deswegen gab Northrop Grumman auf.
Für den US-Hersteller ist dieser Schritt weniger folgenreich als für EADS. Der multinationale Konzern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien) arbeitet seit Jahren auf diesen Deal hin, wollte für die Tankflugzeuge ein eigenes Werk in den USA errichten. Mit einem erfolgreichen Mega-Projekt wie diesem, so das Kalkül, wäre es für EADS ein Leichtes gewesen, auch künftige US-Rüstungsaufträge an Land zu ziehen.
Diese Strategie ist jetzt erst einmal gescheitert – ein bitterer Rückschlag auch für Airbus-Chef Tom Enders, den „Atlantiker“ im EADS-Management, der unter anderem in Kalifornien studiert hatte. Das Aus kommt zudem zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Wegen der Rückstellungen für die Problem-Flieger A400M und A380 musste EADS am Dienstag für 2009 einen Verlust von 763 Millionen Euro berichten. Im Vorjahr hatte EADS noch 1,572 Milliarden Euro verdient.
Welche Konsequenzen der gescheiterte Auftrag für die europäische Verteidigungspolitik hat, ist noch unklar. Wollen die Regierungen Europas auf die bisher vagen Drohungen Brüssels Maßnahmen folgen lassen, kämen dafür beispielsweise die Predator-Drohnen infrage. Die Bundeswehr würde gerne diese unbemannten Flugzeuge von US-Herstellern ordern. EADS hält mit einem eigenen Angebot, dem Talarion-Programm, dagegen. Richten Europa und die USA ihre Rüstungsaufträge künftig nach patriotischen Erwägungen aus, müssen die Militärs in den jeweiligen Ländern (und die Steuerzahler) mit den für sie zweitbesten Lösungen leben.