Münchner Milliardärin Susanne Klatten erpresst

Die Quandt-Erbin und BMW-Großaktionärin Susanne Klatten ist Opfer einer Millionen-Erpressung geworden. Die 43-Jährige hatte sich in Luxushotels mehrmals mit einem Schweizer getroffen und war von diesem anschließend mit kompromittierenden Fotos erpresst worden.
von  Abendzeitung
Susanne Klatten besitzt bereits die Mehrheit an Altana. Jetzt will sie den Konzern komplett übernehmen.
Susanne Klatten besitzt bereits die Mehrheit an Altana. Jetzt will sie den Konzern komplett übernehmen. © dpa

MÜNCHEN/HAMBURG - Die Quandt-Erbin und BMW-Großaktionärin Susanne Klatten ist Opfer einer Millionen-Erpressung geworden. Die 43-Jährige hatte sich in Luxushotels mehrmals mit einem Schweizer getroffen und war von diesem anschließend mit kompromittierenden Fotos erpresst worden.

Ein Sprecher Klattens bestätigte der «Bild am Sonntag», dass Klatten bereits im Januar Strafanzeige wegen Betrugs und Erpressung bei der Staatsanwaltschaft München gestellt habe. Demnach handelte es sich bei den Treffen von Beginn an um eine Falle. Der Schweizer sitzt derzeit in München in Untersuchungshaft. Er war nach Angaben des österreichischen Bundeskriminalamts gemeinsam mit einem Komplizen, einem 63-jährigen Italiener, im Januar in Tirol festgenommen worden.

Mehrere Medien hatten zuvor berichtet, Klatten sei über Monate hinweg von einem Schweizer erpresst worden - mit Bildern oder Filmen von gemeinsamen Treffen, die sein Komplize angefertigt haben soll. Laut Online-Ausgabe der «Süddeutschen Zeitung» hielt dieser die Treffen der beiden von benachbarten Hotelzimmern aus per Kamera fest.

Zunächst Darlehen über mehrere Millionen Euro gefordert

Klatten habe sich zu der Strafanzeige entschieden, weil sie erkannt habe, «dass die Beziehung zu Herrn S. einen ausschließlich kriminellen Hintergrund hatte», sagte ihr Sprecher. «Das Ziel war von Anfang an, sie zu betrügen und Geld zu erpressen.» Die Erpressungen mit «Bildern von gemeinsamen Begegnungen» hätten im Herbst 2007 begonnen.

Zunächst habe der Erpresser ein Darlehen über mehrere Millionen Euro gefordert. «Später versuchte der Täter, eine weit höhere Summe zu erpressen.» Klatten habe «konsequent und ohne Rücksicht auf die für sie unangenehmen öffentlichen Folgen Anzeige erstattet», betonte der Sprecher weiter. Nach Medienberichten wurde ein Termin für eine weitere Geldübergabe arrangiert, bei dem die Polizei dann zugriff.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München bestätigte, dass ein Ermittlungsverfahren gegen einen Herrn S. laufe. Nähere Angaben zu dem Verfahren machte er nicht. Die Online-Ausgabe der «Süddeutschen Zeitung» hatte zuvor berichtet, es seien 7,5 Millionen Euro an ein Netz italienisch-schweizerischer Erpresser geflossen. Die Erpresser hätten jedoch immer mehr Geld gefordert. Auch «Spiegel Online», die «Hamburger Morgenpost», der «Berliner Kurier» sowie italienische und britische Medien berichteten über Hintergründe der Erpressung.

Verdächtige festgenommen

Der Sprecher des österreichischen Bundeskriminalamts, Helmut Greiner, sagte der Nachrichtenagentur APA, die beiden Männer seien aufgrund eines europäischen Haftbefehls, der in München ausgestellt worden sei, gesucht worden. Bei den Verdächtigen handele es sich um einen 43-jährigen Schweizer und einen 63-jährigen Italiener. Die Festnahme sei in Vomp in Tirol bereits am 14. Januar 2008 erfolgt.

In italienischen Medien hatte es zuvor widersprüchliche Angaben über die Festnahme der beiden Männer gegeben. Der Schweizer Helg S. sitzt nach Angaben der Staatsanwaltschaft München weiterhin in der bayerischen Landeshauptstadt in Untersuchungshaft. Ernano B. soll laut italienischen Medien in Pescara inhaftiert sein. Neben den beiden Haupttätern seien auch deren Ehefrauen sowie die beiden Kinder von B. in den Erpressungs- und Betrugsfall verwickelt.

Die 43-jährige Susanne Klatten gilt als reichste Frau Deutschlands - mit einem geschätzten Vermögen von, so die Online-Ausgabe der «Süddeutschen Zeitung», mehr als 13 Milliarden Dollar. Sie ist die Tochter von Herbert Quandt und dessen dritter Frau Johanna. Mit dem Tod des Vaters 1982 erbte Klatten gemeinsam mit ihrem Bruder Stephan einen Großteil des Vermögens der Industriellenfamilie Quandt. Heute ist Klatten Großaktionärin von BMW, an deren Wertpapieren sie zusammen mit Mutter Johanna und Bruder Stephan 46 Prozent hält, und außerdem Hauptaktionärin des Altana-Konzerns. Die Mutter dreier Kinder gilt als zurückhaltend und lebt mit ihrer Familie in München.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.