München wimmelt
"Dabei sein heißt, ein Vollbad in der Menge zu nehmen": Katharina Rieger zum Besucherrekord beim Stadtgründungsfest.
Das Stadtgründungsfest, das am Wochenende zugleich Auftakt der Mega-Fete zum 850. war, zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Nichts daran ist wirklich besonders. Kunsthandwerker-Stände reihen sich in der Theatinerstraße aneinander. Handwerker arbeiten unter freiem Himmel. Trachtler stolzieren durch die Fußgängerzone. Tänzer tanzen. Kinder flechten Körbe. Alles sehr schön, aber sensationell ist daran auf den ersten Blick erstmal nichts.
Doch warum gehen 700 000 Leute hin, so viele wie noch nie zuvor? Ganz einfach: Weil da jeder hingehen muss. Es gibt einfach so viel zu sehen – der Münchner schaut sich ja am liebsten den anderen Münchner an. Was er für eine Tracht, für eine Frau, für einen Hund hat. Ob der Nachbar, der Vereinsmeier aus der Vorstadt-Siedlung, auch da ist. Ach, und da drüben, ist das nicht der Kollege mit seinem frechen Sohn? Ergänzt wird das optische Erlebnis durch das physische: Dabei war nur der, der sich an der Feldherrnhalle durch die Menge gedrückt hat – und dabei trotzdem lacht. Umso besser schmeckt dann die Halbe an einem Biertisch unterhalb der Theatinerkirche oder vor dem Rathaus. Biergarten in der City, das gibt es nicht alle Tage.
Nicht zu vergessen die individuelle, historische Dimension des Stadtjubiläums. Wenn zehntausende Omas und Opas ihren Enkeln dereinst erzählen werden vom 850. Geburtstag ihrer Stadt. Weil er etwas ganz Besonderes war. Und das war er.
Die Autorin ist stellvertretende Ressortleiterin Lokales