München - die Schattenseiten des Booms
Neue Studie: Keine andere deutsche Stadt ist wohlhabender als München. Die Experten gehen bald von Vollbeschäftigung in unserer Stadt aus. Aber es gibt auch zahlreiche Minuspunkte.
MÜNCHEN - Licht und Schatten: Unsere Stadt ist spitze – das bestätigt erneut das wissenschaftliche Städteranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der „Wirtschaftswoche“. Bei der Bewertung des Ist-Zustands kommt München auf einer Liste mit 50 deutschen Großstädten mit weitem Abstand auf Platz 1 vor Stuttgart und Münster.
Aber bei der zusätzlichen Bewertung der Entwicklung in den letzten fünf Jahren schneidet München nicht gut ab: Unsere Stadt landet auf Platz 45 von 50 Städten. Kassel, Leipzig und Erfurt sind die besten drei. Da das Wohlstandsniveau dort deutlich niedriger ist, fallen Steigerungen in diesen Städten prozentual stärker ins Gewicht.
Die Sonnenseiten Münchens
München punktet bei den Arbeitsplätzen. Die niedrigste Arbeitslosenquote unter allen deutschen Großstädten und - nach Leverkusen – das zweitgrößte Angebot an Stellen pro Kopf. „Die bayerische Hauptstadt könnte als erste Metropole in Deutschland zur Vollbeschäftigung zurückkehren“, sagt Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der Initiative. Vor allem universitätsnahe, wissensintensive Dienstleistungen, der Fahrzeugbau, Biotechnologie und der Flughafen lassen die Stadt boomen.
Die Münchner sind wohlhabend: 1975 Euro beträgt das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen – Platz 2 hinter Hamburg. Jeder Einwohner bringt der Stadt 551 Euro Einkommensteuer, der deutsche Durchschnitt liegt bei 308.
Wir Münchner werden immer mehr – und immer jünger: Im Rest der Republik wuchs die Bevölkerung von Großstädten von 2005 bis 2010 um 0,5 Prozent – in München waren es 7,4. Während in Deutschland immer mehr Senioren auf immer weniger Werktätige kommen, hat sich in München das Verhältnis zugunsten der 20- bis 59-Jährigen verbessert.
München ist sicher: 95 Prozent der befragten Unternehmen bewerten die öffentliche Sicherheit als positiv – deutschlandweit sind es nur 75 Prozent. Auch hier liegt München auf Rang 1.
Die Schattenseiten Münchens
Das durchschnittlich verfügbare Einkommen der Münchner ist von 2005 bis 2010 nur unterdurchschnittlich gewachsen. Netto hatte ein Bewohner unserer Stadt 3,6Prozent mehr Geld als fünf Jahre zuvor – Bewohner anderer deutscher Großstädte konnten sich über ein Plus von 7,4 Prozent freuen. Platz 47 von 50.
Verschärfend kommen zwei Faktoren hinzu: Die Preise haben sich in Bayern in diesem Zeitraum um 8,8 Prozent erhöht – das Einkommen der Münchner ist also real geschrumpft. Und die Lebenshaltungskosten sind hoch: Nach Erhebungen des Sozialministeriums haben 100 Euro in München im Vergleich mit dem Rest des Freistaats nur eine reale Kaufkraft von 94 Euro.
Trotzdem ist das nominale Einkommen natürlich spitze in Bayern. In München werden nicht so viele Arbeitsplätze geschaffen wie im Rest der Republik: Zwischen 2005 und 2010 stieg die Stellenzahl um 0,6 Prozent. Das ist der schlechteste Wert aller Großstädte – Leipzig ist hier Spitzenreiter mit einem Plus von 7,5 Prozent. Allerdings lag hier auch die Arbeitslosigkeit 2010 bei 14 Prozent, in München bei 5,6.
Auch das Bruttoinlandsprodukt wächst kaum – 1,1 Prozent in fünf Jahren, deutschlandweit waren es 10 Prozent. In unserer Stadt gibt es zu viele Schulabbrecher: Jeder 13. verlässt die Schule ohne Abschluss – das liegt über dem deutschen Durchschnitt.
Viele Unternehmen vermissen das rechte Kostenbewusstsein der Stadtverwaltung: Nur ein Drittel der befragten Firmen attestieren den Behörden „einen guten Umgang mit öffentlichen Finanzen“. Das ist deutschlandweit unterdurchschnittlich – Platz 27 von 50 für München.
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