Modehaus Wöhrl hofft auf finanzstarken Investor

Nürnberg - Die wirtschaftlich angeschlagene Modehauskette Wöhrl hofft nach dem Gang zum Insolvenzrichter Anfang Dezember auf einen finanzstarken Investor. Der Vorstand der Unternehmensgruppe lehnte zwar konkreten Angaben zum benötigten Kapital ab, machte aber am Montag in einer Telefonkonferenz deutlich: "Mit einem kleinen Betrag wird es nicht abgehen." Der Vorstand sei derzeit mit einer Handvoll Interessenten im Gespräch. Man sei optimistisch, spätestens im Januar zu einer Investorenvereinbarung zu kommen.
Vier Filialen sollen geschlossen werden, 146 Stellen gestrichen
Um die Modehauskette mit künftig 30 Filialen und rund 2000 Mitarbeitern wieder flott zu machen, sei der Einstieg eines Investors unabdingbar, machte der Restrukturierungsvorstand Christian Gerloff klar. Notfalls sei die Familie Wöhrl sogar bereit, sich mit einer Minderheitsbeteiligung zufrieden zu geben, sagte Gerloff auf Nachfrage. Damit würde die Familie der traditionsreichen Modehauskette spürbar an Einfluss verlieren.
Der Wöhrl-Vorstand will nach dem Auslaufen des sogenannten Schutzschirmverfahrens Ende November zum 1. Dezember die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Damit solle die in den vergangenen drei Monaten angeschobene Neuausrichtung und Restrukturierung der Wöhrl-Gruppe fortgesetzt werden, kündigte Wöhrl-Vorstandsmitglied Andreas Mach an. Der bisherige Vorstand bliebe damit vorerst im Amt.
Online-Anbieter sind große Konkurrenz
Zu den Sanierungsmaßnahmen gehört neben der Verschlankung der Nürnberger Firmenzentrale die Schließung von 4 der 34 Filialen. 146 der rund 2.000 Stellen sollen gestrichen werden. In 77 Fällen seien Kündigungen unausweichlich. Auch die drei Factory-Outlets sollen geschlossen werden. Sie passten nicht mehr zum Geschäftsmodell. Betroffen seien davon aber nur wenige Mitarbeiter. In allen übrigen Wöhrl-Häusern gehe der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiter.
Nach Machs Angaben will die Modehauskette mit einer stärkeren Ausrichtung ihres Sortiments an den Bedürfnissen der Kundschaft gegen die wachsende Konkurrenz von Online-Anbietern und Luxusmarken bestehen. Wöhrl habe dabei die Mitte der Gesellschaft im Auge - "Menschen, die Qualitätsgarderobe für bestimmte Anlässe suchen, die sie weder bei Billiganbietern noch bei Luxusanbietern finden", sagte Mach. Um jünger und flotter zu werden, solle allerdings die eine oder ausländische Mode-Marke ins Sortiment aufgenommen werden.