Mit Recht gegen Rechts

AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über Kritik an der Anti-Nazi-Demo vom Samstag.
Na, wie war’s? Nette Demo gehabt? Und gegen was geht’s nächste Woche? Solche Sprüche sind gerade ziemlich in. Auch heute, nach der Münchner Neonazi-Demonstration vom Samstag, müssen sich die Teilnehmer allerlei Spott anhören. Denn Protest ist das Lebensgefühl dieses Jahres: Stuttgart 21, Atomkraft, Gesundheitsreform – kaum ein Konfliktthema, bei dem die Menschen nicht auf die Straße gehen. Und Massenbewegungen rufen naturgemäß immer die Skeptiker und Bedenkenträger auf den Plan. Reiner „Wohlfühl-Protest“ sei das alles, eine „Demo-Eventkultur“ ohne ernsten Hintergrund.
Zum anderen müssen sich die Anti-Nazi-Demonstranten vom Wochenende auch inhaltliche Kritik gefallen lassen: Werden hier ein paar rechte Idioten durch die eindrucksvolle Gegnerschaft erst aufgewertet? Nimmt man die Unbelehrbaren nicht viel zu ernst?
Der eine Vorwurf ist so falsch wie der andere. OB Christian Ude weist zurecht darauf hin, dass die rechte militante Szene keineswegs harmlos ist. Auch wenn die Leute im Vordergrund nicht den hellsten Eindruck machen. Wer verblendet genug ist, bei einem „Heldengedenkmarsch“ die Ruhmestaten der Wehrmacht zu verherrlichen, dem ist alles zuzutrauen. Kein denkender Mensch versteht, warum der Bayerische Verwaltungsgerichtshof das Verbot des KVR wieder aufgehoben hat.
Wer gegen Neonazis demonstriert, ist nicht weltfremd und kein Wohlfühl-Protestler. Die Häme der Besserwisser ist völlig unangebracht.