Mit 18 schon an die Rente denken

Sie arbeiten etwa bei Kranken- oder Rentenkassen: die Auszubildenden in der Sozialversicherungsbranche
von  AZ Themenredaktion / Themenredaktion
Formulare ausfüllen und prüfen gehört zum Arbeitsalltag.
Formulare ausfüllen und prüfen gehört zum Arbeitsalltag. © dpa

Bis André Lochen seinen Ausbildungsplatz bei der Krankenkasse AOK hatte, war es ein weiter Weg. Zusammen mit mehr als 100 Bewerbern machte er zunächst einen schriftlichen Test. Nicht einmal ein Drittel hat ihn bestanden. In Sechser-Gruppen ging es dann in das Assessment-Center: Gruppendiskussionen, Gruppenarbeit, Verkaufsgespräche, Interviews. Am Ende bekam aus jeder Gruppe einer einen Ausbildungsplatz. Lochen gehörte dazu. Seit zwei Jahren macht er nun eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten bei der AOK. Diese arbeiten bei Krankenkassen, Renten- oder Unfallversicherungen. Dort sind sie Ansprechpartner für die Versicherten und helfen etwa bei der Beantragung von Pflege- oder Krankengeld. „Zu Anfang war ich in kleineren Filialen. Dort kümmert man sich um alles, was den Privatkunden bedrückt“, erzählt Lochen. Ein typisches Problem ist etwa, dass jemand seine Versichertenkarte verloren hat. Später war er beim Firmenkundenservice im Einsatz. Dort prüfte er zum Beispiel, ob Arbeitgeber ihre Angestellten richtig angemeldet und deren Unterlagen vollständig eingereicht haben.

FÜNF VERSCHIEDENE FACHRICHTUNGEN
Vor der dreijährigen, dualen Ausbildung müssen Jugendliche sich für eine der fünf angebotenen Fachrichtungen entscheiden: Sie können wie Lochen die Fachrichtung allgemeine Krankenversicherung wählen. Weiter stehen die Fachrichtungen Renten- oder Unfallversicherung sowie landwirtschaftliche oder knappschaftliche Sozialversicherung zur Auswahl. In allen Fachrichtungen müssen Jugendliche Gesetze verstehen und interpretieren können. Logisches und systematisches Denken ist in dem Beruf ein Muss, erläutert die Bundesagentur für Arbeit. „Zu Beginn hatte ich da wirklich Respekt vor. Aber man wird da von den Kollegen und den Lehrern in der Berufsschule gut herangeführt“, sagt Lochen. Doch der Umgang mit Gesetzen ist nicht alles.

PERSÖNLICHER UMGANG MIT KUNDEN
Angehende Fachkräfte sollten auch Spaß am persönlichen Umgang mit den Kunden haben. Im Krankheits- oder Pflegefall helfen sie dabei, Leistungen bei der Versicherung zu beantragen. Um angemessen mit persönlichen Schicksalsschlägen umzugehen, ist Einfühlungsvermögen gefragt. Schließlich müssen die angehenden Fachkräfte sorgfältig sein, denn sie prüfen dauernd Fakten. Ein Beispiel aus der Praxis sei etwa, dass eine Frau in der Filiale vorbeikommt und Krankengeld beantragen will, erzählt Lochen. Anhand der Unterlagen sei aber klar, dass sie Mutterschaftsgeld bezieht. „Das Mutterschaftsgeld setzt den Krankengeldbezug außer Kraft.“ Solche Sachverhalte müssen Jugendliche erkennen können.

VORAUSSETZUNGEN UND AUSBILDUNGSINHALTE
Wer sich für die Ausbildung entscheidet, braucht formal zwar keinen bestimmten Schulabschluss. Doch der Trend geht zum Abitur, sagt Andreas Pieper, Pressesprecher des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). André Lochen hat einen Realschulabschluss gemacht und dann eine Berufsoberschule für Wirtschaft besucht. „Der Vorteil der Ausbildung in der Sozialversicherungsbrancheist, dass sie sehr breit angelegt ist“, erklärt Sylvi Krisch von Verdi. Die Fachkräfte studieren neben rechtlichen auch kaufmännische Grundlagen. In der Berufsschule stehen etwa Wirtschaftslehre, Rechnungswesen und EDV auf dem Stundenplan.

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