Mini-Zinsen: Lohnen sich jetzt Aktien?
Die Zinsen sind auf einem Rekordtief. Bei den Sparern geht die Angst um. Für Anleger mit langem Atem lohnt sich ein Blick auf den Aktienmarkt.
München - Wer spart, ist selber schuld: Der Leitzins liegt bei 0,15 Prozent. Wer auf Zins-Sparen gesetzt hat, muss damit rechnen, dass er durch die Inflation reales Geld verliert: Für Tagesgeld gibt es im Schnitt nur rund 0,6 Prozent. Auf Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit gibt es nur noch knapp 1,5 Prozent. Warum also nicht in Aktien investieren? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie sollten sich Unerfahrene an der Börse verhalten?
Statt in Einzelwerte sollten Anleger breitgestreut in unterschiedliche Werte, Branchen und Märkte investieren. Christine Bortenlänger, Geschäftsführerin des Deutschen Aktieninstituts (DAI), rät: „Generell ist es so, dass man keinesfalls Finanzprodukte kaufen sollte, die man nicht versteht.
Auch bei Aktien gilt, dass man nur in Unternehmen investieren sollte, deren Branche und Produkte man prinzipiell nachvollziehen kann.“ Außerdem müsse den Anlegern klar sein, dass je höher die Renditeversprechen einer Anlage sind, desto höher auch das Risiko ist, Teile oder das gesamte Engagement zu verlieren.
Welche Anlage-Formen eignen sich für Einsteiger?
Besonders sinnvoll sind so genannte börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Fonds, kurz ETFs). Diese bilden einen breiten Index wie zum Beispiel den Dax oder den weltweiten MSCI World Index ab und entwickeln sich genauso wie die Indizes. Sie sind außerdem deutlich günstiger als von Fondsmanagern betreute Fonds.
Die jährliche Gebühr für ETF-Fonds liegt in der Regel zwischen 0 und 0,8 Prozent des Fondsvermögens, bei aktiv gemanagten Investmentfonds bei 0,8 bis 2 Prozent. Zudem kaufen und verkaufen aktiv gemanagte Fonds ständig Wertpapiere. Das kostet Steuern, die werden auf die Anleger umgelegt und das schmälert die Rendite.
Welche Renditechancen gibt’s?
„Je länger die Anlagedauer, desto geringer das Verlustrisiko eines breit gestreuten Portfolios“, sagt Christine Bortenlänger. „Das liegt daran, dass sich der Aktienmarkt trotz aller kurz- und mittelfristigen Kursschwankungen tendenziell nach oben bewegt.“
Wer – nach einer Beispielrechnung des DAI – 1995 in den deutschen Aktienindex Dax investiert und die Papiere bis 2010 gehalten hat, kann sich über eine jährliche Rendite von 7,8 Prozent freuen. Und zwar trotz Dot-Com-Blase, Lehman-Pleite und Euro-Krise. Dennoch: „Sie müssen für den Aktienmarkt auch das Nervenkostüm mitbringen“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Wie kann man sicher sein, dass die Börsen-Rallye weitergeht?
Der Dax hat zwar kürzlich die 10000 Punkte-Marke geknackt – „zu sagen, dass jetzt nicht mehr investiert werden darf, halte ich für problematisch“, so Bortenlänger. „Ein langfristig orientierter Anleger mit Durchhaltevermögen auch bei kurzfristigen Börsenrücksetzern kann grundsätzlich jederzeit in Aktien investieren.“ Wichtiger als Timing ist die Kontinuität.
Wann sind Aktien nix für mich?
„Anleger sollten grundsätzlich erst dann in Aktien investieren, wenn sie das Geld nicht für Notfälle brauchen“, sagt Bortenlänger. Wenn Sie also dann gar keine Rücklagen mehr hätten, zum Beispiel für eine neue Waschmaschine oder eine Auto-Reparatur, sollten Sie die Finger davon lassen. „Das Geld, das man in Aktien investiert, muss langfristig angelegt sein, damit man nicht gezwungen ist, die Aktien zu verkaufen wenn die Kurse gerade gefallen sind.“
Ich traue mich trotzdem nicht an die Börse ran. Was dann?
Raus mit der Kohle! Aber sinnvoll. Zahlen Sie zum Beispiel Kredite über Sondertilgungen zurück. Haus- oder Wohnungseigentümer können in ihre Immobilie investieren – zum Beispiel die Heizung erneuern lassen. Auch wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich ein Auto zu kaufen, könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein.
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