Milliarden-Zündler
100 Milliarden – dafür könnte man die Hartz-Sätze verfünffachen. AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die irrsinnigen Summen zur Bankenrettung.
Es ist atemberaubend, mit welchen bis dato kaum vorstellbaren Summen nun ungerührt hantiert wird. 290 Millionen Euro gibt die Regierung nun aus, um die verbleibenden Anteile der HRE zu kaufen; Garantien von 100 Milliarden hat sie bereits in die Pleitebank gepumpt. Mal ganz zaghaft zum Vergleich: Allein von den 290 Millionen der aktuellen Aktion hätte man 150 Kindergärten bauen können. Die 100 Milliarden stellen rund ein Drittel der deutschen Staatsausgaben dar. Dafür könnte man alle Renten verdoppeln oder alle Hartz-IV-Bezüge verfünffachen.
Und das alles, weil sich die Entscheidung des damaligen HRE-Chefs Georg Funke, die irische Depfa-Bank zu kaufen, doch nicht als so tolles Schnäppchen herausstellte. Das heißt nicht, dass die Rettungsaktion falsch ist: Man lässt nicht sein Hochhaus abbrennen, weil man sauer ist auf einen bescheuerten Nachbarsbuben, der es mit seinem Gezündel angesteckt hat (und dann noch ein Bonbon in Form einer Millionen-Abfindung will). Man rettet, was geht. Und man nimmt den Zündlern die Streichhölzer weg.
Dass nun wieder erste Banken ihren Kunden spekulative Zertifikate als sichere Anlage anbieten und sich kurzfristige Riesen-Gewinn-Ziele setzen, macht sprachlos.
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