Merkel und das Reich der Mächtigen
Washington - Zurzeit urlaubt Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem Mann auf La Gomera. Die Nachricht aus Amerika dürfte sie aber trotzdem erreicht haben. Die Kanzlerin ist zurück im Reich der Mächtigen. So sieht es das US-Magazin „Time”, das alljährlich seine Liste der einflussreichsten Menschen der Welt veröffentlicht. 2010 war Merkel von der der Liste geflogen – nun feiert sie ein Comeback: auf Platz acht und als einzige Deutsche.
Als einflussreichste Person jedoch wählte das Magazin jemanden, mit dem vor einem Jahr wohl noch niemand gerechnet hatte: Wael Ghonim. Der ägyptische Google-Manager hatte eine entscheidende Rolle bei dem Umsturz in seinem Heimatland gespielt. Ghonim habe verstanden, dass die sozialen Netzwerke das „mächtigste Werkzeug für die Entwicklung von Ideen und die Mobilisierung von Menschen” geworden seien, schrieb der Friedensnobelpreisträger ElBaradei in dem Porträt über Ghonim.
Überhaupt ist das Thema Internet in diesem Jahr sehr präsent auf der Liste. Auch Wikileaks-Chef Julian Assange, Facebook-Macher Mark Zuckerberg und Google-Mitbegründer Larry Page wurden in die Top 100 gewählt. Zuckerberg landete dabei vor Merkel auf Platz sechs, Assange hinter Merkel auf Platz 9.
Was Bundeskanzlerin Angela Merkel ebenfalls freuen dürfte: Im Bereich Politik ist sie die Nummer eins. Die vor ihr Platzierten stammen entweder aus der Wirtschaft, wie Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, oder dem Bereich Kultur und Gesellschaft wie US-Comedian Amy Poehler und Geoffrey Canada, Gründer des „Harlem-Kinder-Projekts”. Erst mit US-Vizepräsident Joe Biden auf Platz 14 bekommt Merkel politisch Gesellschaft, später folgen noch das US-Präsidentenpaar Michelle und Barack Obama, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Regierungschef David Cameron.
Ebenfalls zur illustren Gesellschaft der wichtigsten 100 dürfen sich Teenie-Idol Justin Bieber, Schauspieler Colin Firth und Fußball-Star Lionel Messi zählen. Genauso wie Prinz Prinz William und Kate Middleton. Die Begründung für ihre Nominierung: „Sie haben gezeigt, dass die Liebe alle Hindernisse überwinden kann.”
Ganz so emotional ist die Lobschrift auf Bundeskanzlerin Angela Merkel zwar nicht, aber auch sie kann zufrieden sein. „Außerordentliche Talente” und eine „natürliche Zurückhaltung” bescheinigt ihr die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde. Und: Ihr Auftreten gepaart mit Deutschlands Suche nach Konsens habe Merkel großen Einfluss auf der ganzen Welt beschert. So gelobt wird Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Kurzurlaub wohl nun noch ein bisschen mehr genießen.