Meister der Herzen
Van Gaal hat vollbracht, dass nun alle ein bisschen Bayern sind - Gunnar Jans, AZ-Sportchef, über Louis van Gaal und den ersten Titel mit Bayern
Breitner, Matthäus, Effenberg, Kahn, dazu seit Jahrzehnten schon Hoeneß und Beckenbauer. Und jetzt also van Gaal. Die Liste der Charakterköpfe, die den FC Bayern zu dem gemacht haben, was er ist, die man lieben durfte oder hassen musste, die jedenfalls keinem Fußballfan gleichgültig sein konnten, ist um einen kernigen Typen bereichert.
Einer, der anfangs sogar im eigenen Fanlager polarisierte, dessen Methoden umstritten waren in der Mannschaft, dessen Rechthaberei die Chronisten vor den Kopf stieß. Und der im Herbst schon seine Bosse zweifeln ließ, ob er wirklich zum FC Bayern passt.
Jetzt ist er Louis I. von Bayern, Liebling Aloysius. Dabei hat van Gaal sich nicht verändert, aber die Zeit genutzt. Er nennt sich „Prozesstrainer“; wie gut, dass es kein kurzer war. Es hat ein paar Monate gedauert, nun aber wird klar, dass van Gaal den FC Bayern nicht nur verstanden hat, sondern ihn lebt.
Der Disziplin-Fanatiker hat wie keiner vor ihm die Jugend gefördert, den Schweini zum Schweinsteiger gemacht und Müller wie Badstuber zu WM-Fahrern; er ist somit nicht nur als erster Holländer deutscher Meistertrainer, sondern auch heimlicher Bundestrainer. Und ein unheimlicher Entertainer. Einer, der mit seiner Gottgleichheit kokettiert, doch ein Feierbiest ist. Der Weißbierduschen verabscheut, um sie dann zu zelebrieren. Der „immer die Liebe macht“ und das gilt nicht seiner Truus, sondern auch den Bayern.
Louis van Gaal hat vollbracht, was vor ihm kaum einem gelungen ist: dass der FC Bayern nicht mehr polarisiert – sondern nun alle ein bisschen Bayern sind. Er ist, tatsächlich, ein Meister der Herzen.
- Themen:
- FC Bayern München
- Louis van Gaal