Mehr Schutz für die Textilarbeiter
Der Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch schlägt hohe Wellen. Aus Angst um ihre öffentliche Reputation unterzeichneten jetzt führende Textil-Einzelhändler ein Abkommen für bessere Sicherheitsstandards.
New York – Immer wieder kam es in den Nähereien Bangladeschs zu Unfällen mit Verletzten und Toten, zuletzt vor drei Wochen, als eine Fabrikanlage einstürzte und mehr als 1100 Arbeiterinnen und Arbeiter dabei ums Leben kamen. Aus Angst um ihre öffentliche Reputation unterzeichneten jetzt führende Textil-Einzelhändler ein rechtsverbindliches Abkommen für bessere Sicherheitsstandards.
Unter den Firmen sind H&M, Inditex (Eigentümer von Zara), C&A, Aldi und Tchibo. Unklar war bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe allerdings, welchen Anteil die Unternehmen am Gesamtmarkt ausmachen. Die neuen Sicherheitsstandards waren bereits vor über einem Jahr von der örtlichen Textilarbeiter-Gewerkschaft formuliert worden – bisher stießen sie aber auf wenig Resonanz bei den Eigentümern der Nähereien. Das wurde nach dem verheerenden Brand in einer Fabrik im November vergangenen Jahres und der jüngsten Tragödie anders. Die Hersteller mussten um ihre Absatzzahlen in der westlichen Welt fürchten.
„Das Abkommen sieht vor, dass in den Zuliefer-Betrieben dieser Hersteller künftig ein unabhängiger Inspektor auf den Brandschutz achtet“, sagte Frauke Banse von der „Kampagne für Saubere Kleidung“ zur AZ. „Die Beschäftigten bekommen dabei große Mitspracherechte.“ Bisher konnten die Zuliefer-Firmen zum Teil selbst bestimmen, wer sie inspizierte. Deswegen kam es vor, dass die Näherinnen unter Bedingungen arbeiten mussten, die halbwegs sicheren technischen Standards Hohn sprachen.
Denkbar ist jetzt freilich, dass Unterzeichner-Firmen, sobald höhere Kosten durch bessere Sicherheitsvorkehrungen auflaufen, mit einem Teil der Produktion auf andere Länder ausweichen. „Wir setzen darauf, dass die Unternehmen ihren Versprechen Folge leisten und zur Entwicklung Bangladeschs beitragen“, sagt Frauke Hanse. Nicht nur bei den Arbeitsbedingungen tut sich etwas, verschiedentlich werden auch höhere Löhne gezahlt. Manche Hersteller kündigen bereits an, die Preise für Kleidung in Europa müssten steigen, um die Herstellungskosten aufzufangen – ein Argument, dem Hanse nicht folgen will: „Der Lohnanteil an dem Produkt ist erschreckend gering und die Profite hoch. Eine Erhöhung des Lohns muss das Kleidungsstück nicht verteuern.“
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