Mehr Rente?
Der AZ-Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über die aktuelle Rentenerhöhung
Die Rente steigt. Wirklich? Die Bezüge von West-Rentnern sollen ab Juli 2012 zwar um 2,3 Prozent höher werden. Dies reicht aber gerade aus, um die für 2011 von der Bundesregierung prognostizierte Inflation in gleicher Höhe auszugleichen. Die Kaufkraft der Rentner bleibt so erhalten – mehr leisten können als bisher werden sie sich nicht.
Im Osten steigen die Renten stärker, weil hier auch die Löhne, an die das Rentenniveau gekoppelt ist, stärker gestiegen sind. Noch bekommen Senioren in Ostdeutschland im Schnitt mehr Geld – einem bayerischen Rentner werden durchschnittlich 210 Euro weniger ausgezahlt als einem Senior in Ost-Berlin. Das liegt daran, dass in der Ex-DDR offiziell Vollbeschäftigung galt – das führt nach der Bewertung durch die westdeutsche Rentenversicherung zu höheren Zahlungen gerade an Frauen. Außerdem beziehen im Osten Gutverdiener wie Rechtsanwälte und Ärzte – die als Freiberufler im Westen in der Regel nicht in die Rentenkasse einzahlen – gesetzliche Renten. Eine private Vorsorge war zu DDR-Zeiten ja unmöglich.
Ein Anlass für eine Ost-West-Neid-Debatte sind die unterschiedlichen Rentenerhöhungen nicht. Ein Anlass zur Sorge schon: Das deutliche Plus im kommenden Jahr markiert nämlich eindeutig das Ende der Fahnenstange. Mehr als ein Inflationsausgleich wird wohl künftig nicht drin sein.
Mehr Rente? Auf dem Papier vielleicht, in der Realität wohl kaum.
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