Mehr Markt wagen!
"Die Agrar-Subventionen kosten Bürger 50 Milliarden Euro pro Jahr": Georg Thanscheidt über steigende Milchpreise und falsche Agrarpolitik.
Wie setzt man faire Preise durch? Und was ist überhaupt ein fairer Preis? In einer idealen Welt ist die Antwort darauf - zumindest in der Theorie - einfach: Für „faire“ Preise sorgt der Markt. Niemand würde in einer funktionierenden Marktwirtschaft Produkte anbieten, die er nicht kostendeckend herstellen kann. Und kein Unternehmen könnte dem Anbieter Preise diktieren, die nicht marktkonform sind.
Die Praxis sieht anders aus – zumindest in Deutschlands Landwirtschaft. Erst wurden durch EU-Subventionen Milchseen und Butterberge geschaffen. Und als wäre das noch nicht genug Marktverhinderungspolitik, wurden auch noch Milchquoten festgelegt. Das Ergebnis: Für eine lange Zeit konnten Deutschlands Milchbauern unbehelligt von den Kräften des Marktes und nur genervt von Brüssels Bürokraten wirtschaften.
Diese Agrarsubventionen kosten Europas Bürger 50
Milliarden Euro im Jahr. Deswegen war die drastische Absenkung des Garantiepreises für Milch ein richtiger Schritt, als nächstes sollte die Quotenregelung fallen. Dann könnten die Landwirte mehr Markt wagen und vielleicht auch bald von der wachsenden Nachfrage auf dem Weltmarkt profitieren. Dieser marktwirtschaftliche Impuls muss auch andere erfassen: Es kann nicht sein, dass in einigen Regionen einzelne Großmolkereien die Preise diktieren. Ein „New Deal“ in der Branche tut not, damit faire Preise gezahlt werden. Letztlich aber muss der Verbraucher diese fairen, also höheren Preise zu zahlen bereit sein – an der Supermarktkasse. Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der AZ |
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