Mehr Härte

Merkel hat gut daran getan, als sie einen härteren Umgang mit Russland ankündigte. Gas und Öl allein sind für die Russen kein Blankoscheck. Volker ter Haseborg über den Konflikt zwischen Russland und dem Westen.

So schlecht wie jetzt waren die Beziehungen zwischen Russland und der westlichen Welt seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht mehr. Während George W. Bush, Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Kollegen in Schockstarre verharrten, spielten Russlands Herrscher Wladimir Putin und sein Stroh-Präsident Dmitri Medwedew noch einmal Weltpolizei.

Mit dem aggressiven Vorgehen im Kaukasus macht sich Russland von einem lang aufgestauten Ärger frei. Ärger darüber, dass sich EU und Nato rings um das Land ausbreiten. Ärger darüber, dass Russlands Einfluss auf die Welt-Politik schwindet. Doch nicht nur im Kaukasus hat Putin verbrannte Erde hinterlassen: Gespräche mit der Nato? Ausgesetzt! Zusammenarbeit im Iran-Konflikt? Kein Bedarf!

Merkel hat gut daran getan, als sie einen härteren Umgang mit Russland ankündigte. Gas und Öl allein sind für die Russen kein Blankoscheck. Sie brauchen ihre Energie-Kunden – und die sitzen imWesten. Auch auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges hat die Sowjetunion Energie geliefert. Eine geeignetes Druckmittel hat die EU bereits: Noch in diesem Jahr stehen Verhandlungen mit Russland an. Russen sollen einfacher in die EU reisen können, so der Plan. Würden die Verhandlungen ausgesetzt, bekämen auch Russlands Politiker den Zorn ihres Volkes zu spüren, das so gerne in denWesten reist. Russland hat jetzt ein paarWochen und Monate Sheriff gespielt – doch damit muss Schluss sein. Es wird Zeit, dass Putin und Medwedew in die internationale Gemeinschaft zurückgeholt werden – auch mit mehr Härte.