München - Ein anspruchsvolles Handwerk: Fotografen finden in der heutigen Zeit viele Einsatz- und Karrierefelder - ein Überblick.
Das Oktoberfest ist eine „gmahde Wiesn“ für zahlreiche Fotografen: So viele Prominente, heiße Hasen und bunte Motive an einem Platz gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Kein Wunder, dass sich auf der Wiesn viele Profis ein Stelldichein geben. Dabei sind Fotografen längst mehr als einfache „Knipser“ und es gibt für dieses Berufsbild viele Einsatz- und Karrierefelder. Klassische Porträt-Studios gehören genauso dazu wie Werbeagenturen oder Forschungsinstitute. Die neue, seit diesem Sommer gültige Ausbildungsordnung wurde daran angepasst. Sie sieht vier verschiedene Schwerpunkte vor, auf die sich die Lehrlinge im dritten Ausbildungsjahr spezialisieren. Für alle angehenden Fotografen gilt: Sie müssen nicht nur kreativ sein, sondern sollten auch mit Menschen umgehen können.
„Fantasie und Kreativität sind bei Fotografen auf jeden Fall gefragt. Außerdem muss man sich die Welt zweidimensional vorstellen können“, erklärt Joachim Röttgers, selbstständiger Fotograf. Schon beim Schießen des Bildes müsse der Fotograf das Ergebnis auf Papier oder dem Bildschirm vor dem geistigen Auge sehen, führt Röttgers aus, der für die Gewerkschaft Verdi die neue Ausbildungsordnung mitverhandelt hat.
Viele Jugendliche hätten völlig falsche Vorstellungen vom Beruf des Fotografen: „Es ist ja nicht nur ein bisschen Knipsen und in der Welt herumfahren.“ Die professionelle Fotografie sei anspruchsvolles Handwerk, sagt Röttgers. Nicht nur der kreative Umgang mit Motiven zeichnet einen guten Fotografen aus. „Ich muss auch ein bisschen kommunikativ sein, um mit Kunden umgehen zu können“, sagt Hans Starosta, Vorsitzender des CentralVerbandes Deutscher Berufsfotografen (CV) in Göttingen. In Zeiten der Digitalfotografie sollten Azubis auch den Umgang mit dem Computer nicht scheuen.
Die neue Ausbildungsordnung, die seit dem 1. August gilt, sieht vier Schwerpunkte vor: Porträt-, Produkt-, Architektur- und Wissenschaftsfotografie. „Die Differenzierung ermöglicht es den Betrieben, die Ausbildung zum Fotografen besser an die betrieblichen Schwerpunkte anzupassen“, so Arne Schambeck vom Bundesinstitut für Berufsbildung.
Die Schwerpunktausbildung erfolgt erst im letzten der drei Lehrjahre. „Wir wollen so den Fachidioten vermeiden“, gibt Hans Starosta als Grund an. Ausbildung in Schwerpunkten heiße nicht, dass völlig unterschiedliche Qualifikationen vermittelt werden: Die Basis in den ersten Jahren der Ausbildung sei so breit angelegt, dass die Absolventen nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung, egal in welchem Schwerpunkt, in nahezu allen Bereichen der Fotografie arbeiten können.
Neben der Einführung der neuen Schwerpunkte wurde die neue Ausbildungsordnung vor allem an die Veränderungen der beruflichen Praxis angepasst. So müssen Auszubildende nun in der Prüfung nicht mehr zeigen, dass sie einen Film in der Dunkelkammer entwickeln können, sondern zum Beispiel den richtigen Umgang mit digitalen Bildbearbeitungsprogrammen beherrschen. Fotografen müssten sich zudem mit dem Urheberrecht oder dem Recht am eigenen Bild auskennen.
Auch wenn das ganz große Geld für angestellte Fotografen nicht realistisch ist, kann Röttgers jungen Menschen die Ausbildung empfehlen: „Es ist ein toller Beruf, der großen Spaß macht.“ Zudem gebe es durchaus Karrierechancen für gute Fotografen. Zwar werde die Konkurrenz größer. „Aber im Prinzip werden immer neue Bilder gesucht.“ Auch von der Wiesn.