Management-Fehler
Korruption kostete Siemens bisher schon 1,8 Milliarden Euro. Jetzt ist der Ertrag eingebrochen. Die AZ-Wirtschaftsredakteurin Susanne Stephan über die Situation bei Siemens nach dem Schmiergeld-Skandal.
Schon wieder eine Rotstiftaktion. Mögen ständig steigende Zahlen über den Korruptionsskandal bekannt werden, mögen immer neue Gerüchte über Verkäufe von Konzernteilen laut werden – eines scheint bei Siemens gleich zu bleiben: die Angst vor dem Stellenabbau. Auch Vorstandschef Peter Löscher fühlt sich den Aktionären verpflichtet, und die wollen steigende Renditezahlen sehen. Deswegen kündigte er ein Schlankheitsprogramm für die Verwaltung an: Sobald er „so weit sei“, sagte er über sich selbst, „wird sich der Herr Löscher melden“.
Unheilvolle Konsequenz
Peanuts sind nicht zu erwarten, schließlich sollen 1,2 Milliarden Euro pro Jahr eingespart werden. Vielen Beschäftigten dürfte das sauer aufstoßen, und das zu Recht. Mit unheilvoller Konsequenz hat das Management bei Siemens in den letzten Jahren Milliarden in den Sand gesetzt – siehe die Schwarzgeldkassen, siehe das phantasielose Gewurstel bei der Handy-Produktion und den fatale Verkauf der Sparte, siehe die Hilflosigkeit bei der Netzwerksparte SEN, das Debakel bei den Combino- Bahnen und die Misserfolge im Kraftwerksbau.
Die Freude Arbeit am Detail, das sorgfältige Planen und Organisieren von Arbeitsabläufen, die Suche nach neuen Produktideen und Vertriebsmöglichkeiten scheint nicht das Steckenpferd der Herren zu sein. Entschlusskraft zeigen sie stattdessen beim großzügigen Planen am grünen Tisch: Hier eine kleine Firma zugekauft, dort ein paar hundert oder tausend Beschäftigte zur Disposition gestellt. Und da sollen die Angestellten Freude mitziehen?