Magna streicht 4500 Opel-Stellen in Deutschland

Mehr als 4000 Jobs in Deutschland, 10.500 in ganz Europa sollen weg, das Werk in Antwerpen wird geschlossen und im Gegenzug entsteht eine neue Autofabrik in Russland: Magna hat seine Pläne für Opel konkretisiert.
von  Abendzeitung
Magna gewinnt durch den Opel-Kauf - doch zugleich könnte das Zuliefergeschäft leiden
Magna gewinnt durch den Opel-Kauf - doch zugleich könnte das Zuliefergeschäft leiden © AP

Mehr als 4000 Jobs in Deutschland, 10.500 in ganz Europa sollen weg, das Werk in Antwerpen wird geschlossen und im Gegenzug entsteht eine neue Autofabrik in Russland: Magna hat seine Pläne für Opel konkretisiert.

Der Autozulieferer Magna International will bei der Sanierung des angeschlagenen Autobauers Opel allein in Deutschland etwa 4.500 Stellen streichen. Magna-Co-Chef Siegfried Wolf bestätigte am Montag einen entsprechenden Plan des Konsortiums aus Magna und der staatlichen russischen Sberbank.

Insgesamt sollen in Europa etwa 10.500 Jobs gestrichen werden. Das Werk im belgischen Antwerpen wird demnach im kommenden Jahr geschlossen. Bei der Pressekonferenz verteidigte Wolf zugleich geplante Investitionen in Russland. Dem bereits im Juli vorgelegten Konzept zufolge ist das Werk Eisenach der einzige Standort, der ohne Streichungen auskommen soll. In Bochum sollen 2.045 Jobs gestrichen werden, in Kaiserslautern 283 und in Rüsselsheim 717. Von der geplanten Schließung in Antwerpen wären laut Konzept mehr als 2.300 Stellen betroffen. Außerdem werden in der Verwaltung Stellen gestrichen. Opel beschäftigt insgesamt 49.000 Menschen in Europa und betreibt Werke in Deutschland, Spanien, Großbritannien und Polen.

Investitionen in Russland verteidigt

Zugleich verteidigte Wolf energisch die geplanten Investitionen in Russland. Sie betragen nach seinen Angaben 170 Millionen Euro und sind für ein bereits begonnenes Werk in St. Petersburg vorgesehen. Der für die Bundesländer tätigte Opel-Treuhänder Dirk Pfeil hatte zuvor kritisiert, dass 600 Millionen Euro der 4,5 Milliarden Euro Bürgschaften des deutschen Staates nach Russland abfließen könnten.

Wolf jedoch sagte, dass die Summe von 600 Millionen Euro die Investitionen in Russland insgesamt seien, von denen die neue Gesellschaft namens New Opel nur 170 Millionen Euro übernehme. Der Rest werde vom russischen Geschäft selbst aufgebracht. Sberbank-Chef German Gref sagte zu der Summe von 600 Millionen: «Das ist keine Hilfe für die russische Autoindustrie.» Wolf bekräftigte zudem, dass die Schulden bis 2015 zurückgezahlt und das Unternehmen schon früher in die schwarzen Zahlen zurückkehren soll. Er erwarte, dass der Vertrag über den Opel-Verkauf mit General Motors im November fertig sein soll. Dann solle auch die Genehmigung der EU-Kommission in Brüssel vorliegen. Die geplanten Kredite des deutsches Staates von 4,5 Milliarden Euro sorgen unter anderem in Belgien wegen der Schließung des dortigen Werkes für Unmut. Außenminister Yves Leterme will deswegen an einem Treffen zur Zukunft von Opel am Dienstag in Berlin teilnehmen.

USA und Korea sind für New Opel tabu

New Opel darf den Plänen zufolge auch in Zukunft seine Autos nicht in den USA und Korea verkaufen. Für Kanada gilt diese Regelung für zwei Jahre, wie Wolf sagte. Die erfolgreichen Modelle Astra und Insignia dürfen zudem für fünf Jahre nicht in dem rasant wachsenden chinesischen Markt verkauft werden. Die entsprechenden Verträge sollen in den kommenden Tagen mit General Motors ausgearbeitet werden.

Allein das Hauptwerk hat laut Wolf 600 bis 700 Seiten. «Die Arbeit beginnt jetzt», sagte der Österreicher. Ein Rückkaufrecht soll GM nicht erhalten. Die deutsche Staatshilfe für Opel sorgt in Berlin für Streit. Die Grünen-Fraktion im Bundestag beantragte für Mittwoch eine Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses zum Thema «Bedingungen des Verkaufs von Opel an Magna». FDP-Chef Guido Westerwelle erklärte: «Ich kann überhaupt nichts davon halten, dass wir mit unseren deutschen Steuermilliarden nicht Arbeitsplätze in Deutschland retten, sondern in Wahrheit Russland technologische Entwicklungshilfe geben.» Nach Darstellung der Bundesregierung ist bei den Staatshilfen keine Einzelfallprüfung durch die EU-Kommission erforderlich, da die Kredite und Bürgschaften aus dem 115 Milliarden Euro umfassenden «Wirtschaftsfonds Deutschland» fließen. Dieses Kredit- und Bürgschaftsprogramm wurde von der EU- Kommission laut der Bundesregierung bereits gebilligt. (AP/dpa)

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