Märklin ist pleite
Die Meldung platzt in den Start der Nürnberger Spielwarenmesse: Märklin muss Insolvenz anmelden. Die Gespräche mit den Banken über eine Kreditverlängerung waren gescheitert.
Dem traditionsreichen Modellbahnhersteller Märklin ist ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr das Geld ausgegangen. Die Geschäftsführung habe beim zuständigen Amtsgericht in Göppingen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, teilte das 150 Jahre alte Unternehmen am Mittwoch mit. Die Banken hätten eine Kreditlinie von 50 Millionen Euro nicht verlängert, hieß es zur Begründung.
Der Kredit war Ende Januar abgelaufen, Märklin hatte in den vergangenen Tagen fieberhaft mit der Kreissparkasse Göppingen und der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) über eine Verlängerung verhandelt. Deshalb konnte Märklin im Januar keine Löhne an die nach Firmenangaben rund 650 Mitarbeiter in Deutschland auszahlen. Das Amtsgericht muss nun einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellen. Nach einem Bericht der «Südwest Presse» soll die Kreisparkasse Göppingen mit der Firmenpolitik der Märklin-Eigentümer nicht mehr einverstanden gewesen sein. Die Bank habe die häufigen Geschäftsführerwechsel und die hohen Honorare für die Beratungsgesellschaften kritisiert, schreibt die Zeitung. Die Konzernbilanz wies allein für 2007 rund 13 Millionen Euro Beraterhonorare aus, mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes von 126 Millionen Euro.
Produktion soll weitergehen
Der Betrieb solle aber ohne Einschränkungen weiterlaufen, hieß es in der Mitteilung weiter. «Wir sind fest gewillt, in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter unser Traditionsunternehmen mit Kultstatus (...) zu sanieren und dauerhaft im Markt zu etablieren», sagte Geschäftsführer Dietmar Mundil. Die Geschäftsführung werde den vorläufigen Insolvenzverwalter bei der Analyse der wirtschaftlichen Situation von Märklin, der Stabilisierung des Geschäftsbetriebs und der Gestaltung der Zukunft des Unternehmens unterstützen. Der Inhaber des weltweit bekannten Miniatur Wunderlandes in Hamburg, Frederik Braun, zeigte sich jedoch überzeugt, dass Märklin gerettet wird. «Märklin wird niemals sterben», sagte Braun der Nachrichtenagentur dpa. Das zeige schon das Beispiel des Konkurrenten Roco, der im Juli 2005 Insolvenz anmelden musste. Das österreichische Unternehmen ging pleite - von Investoren aufgekauft lebt die Marke Roco heute dennoch weiter.
«Alle in der Branche haben Fehler gemacht»
Zwischenzeitlich wurde auch der Modellbahnhersteller Fleischmann aufgekauft. Beiden Marken gehe es heute wohl ganz gut, sagte der Betreiber von Deutschlands größter Modellbahnanlage. Da Märklin eine weltweit bekannte Marke sei, dürften Kaufinteressenten zum Beispiel in Asien zu finden sein, wo es ebenfalls große Hersteller gebe. Braun sagte, er sei «traurig» über die Märklin-Insolvenz. Diese Entwicklung sei in den vergangenen Tagen allerdings abzusehen gewesen. «Alle in der Branche haben Fehler gemacht.» Die Hersteller hätten eben sehr spät erkannt, dass die Konkurrenz heute das Internet und die Playstation seien. Braun sieht Märklin jedoch schon auf dem richtigen Weg: Der Hersteller habe damit begonnen, die Kinderzimmer zurückzuerobern - mit Themen, die Kinder interessieren, mit einem Harry-Potter-Zug etwa. «Modell-Eisenbahnen sind jetzt wieder in den Spielzeugläden zu finden. Die wurden doch eine Zeit lang in der hintersten Ecke versteckt.»
Harter Sparkurs half nicht
Märklin stand bereits vor fast drei Jahren kurz vor der Insolvenz. Damals hatte der britische Finanzinvestor Kingsbridge Märklin nach langem Tauziehen übernommen und damit gerettet. Er fuhr seitdem einen harten Sparkurs und schloss unter anderem die Produktionsstätte im thüringischen Sonneberg mit rund 220 Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr hatte der Investor zuletzt angekündigt, die Personalkosten von derzeit 50 Millionen Euro um 5 Millionen Euro drücken zu wollen. Mundil räumte ein, die Maßnahmen, die in einem intensiven Restrukturierungsprozess in den vergangenen Jahren umgesetzt worden seien, hätten sich nicht in dem ursprünglich geplanten Kosten- und Zeitrahmen ausgewirkt. Im vergangenen Jahr hatte Märklin den Umsatz leicht auf 128 Millionen Euro gesteigert. Im Geschäftsjahr 2007 hatte der Umsatz bei 126 Millionen Euro gelegen. Gleichzeitig senkte Märklin den Verlust im operativen Geschäft. Zahlen dazu gab das Unternehmen allerdings nicht bekannt. (dpa/AP)
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