Lohnentwicklung: Magere Zeiten für deutsche Arbeitnehmer

Den Beschäftigten bleibt unterm Strich kaum ein Lohnplus. Deutschland liegt damit in der EU weit hinten. Frauen trifft es besonders hart. Sie verdienen hierzulande deutlich weniger als Männer. In anderen Ländern stehen sie viel besser da
von  Abendzeitung
Arbeiterin in der Produktion: Im Schnitt verdienen Frauen 23 Prozent weniger als Männer.
Arbeiterin in der Produktion: Im Schnitt verdienen Frauen 23 Prozent weniger als Männer. © dpa

MÜNCHEN/BRÜSSEL - Den Beschäftigten bleibt unterm Strich kaum ein Lohnplus. Deutschland liegt damit in der EU weit hinten. Frauen trifft es besonders hart. Sie verdienen hierzulande deutlich weniger als Männer. In anderen Ländern stehen sie viel besser da

Es waren Jahre, in denen die deutsche Wirtschaft noch ganz gut gewachsen ist. Doch für die Arbeitnehmer blieb 2007 und 2008 unterm Strich nichts übrig. Eine Studie der EU-Behörde „Eurofound“ zeigt: Rechnet man die Inflation raus, hatten die Beschäftigten letztes Jahr nur ein winziges Lohnplus von 0,1 Prozent.

Im Jahr zuvor sanken die Reallöhne sogar – um minus 0,1 Prozent. Die Arbeitnehmer hatten also weniger in der Tasche. Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich ganz weit hinten. Die Schweden etwa kamen auf ein Plus von 0,6 Prozent, Niederländer von 1,1, Griechen von 2,3 Prozent.

Und in noch einem Punkt steht Deutschland schlecht da: Die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind größer als in den meisten anderen EU-Ländern.

Warum sind die Löhne nur so wenig gestiegen? „Das lag an der starken Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften in Deutschland in den letzten Jahren“, meint Hagen Lesch, Tarifexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Zwar habe es in der Industrie zum Teil deutliche Lohnsteigerungen gegeben – nicht aber bei den Dienstleistungen. Die Eurofound-Studie zeigt: Metallern blieb 2008 ein Plus von 2,8 Prozent, bei Bankern gab’s keinen Zuwachs. Hier fraß die relativ hohe Inflation die Lohnsteigerung ganz auf.

Wie stehen Frauen beim Lohn da? Sie verdienen im Schnitt 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Ein Grund: „Frauen arbeiten oft in Berufen mit niedrigem Lohnniveau“, sagte IW-Experte Lesch – etwa als Erzieherinnen oder Krankenschwestern.

Aber auch innerhalb eines Berufs gibt es riesige Unterschiede, wie die AZ-Tabelle zeigt. Hintergrund: Frauen unterbrechen ihre Laufbahn öfter, etwa wegen der Kinder. Außerdem zeigen Studien: Sie sind in Lohnverhandlungen oft weicher als Männer.

Anders die Italienerinnen: sie verdienen nur 4 Prozent weniger als die Männer, Portugiesinnen 8 Prozent. Solche Zahlen erreicht Deutschland nur im öffentlichen Dienst. Da liegt der Unterschied zwischen Mann und Frau lediglich bei 7 Prozent. Ein Grund dafür sei die einheitliche Beamtenbesoldung, so das Statistische Bundesamt gestern.

Wie geht es weiter mit den Löhnen? „Paradoxerweise wird es 2009 – also in der schärfsten Krise – kräftige Reallohnsteigerungen geben“, sagt Hagen Lesch. Grund: Zuletzt gab es bei den Dienstleistungen gute Lohnabschlüsse. Auch die Industrie legte noch was drauf.

Außerdem ist die Inflation niedrig. Unterm Strich bleibt daher 2009 mehr. „Danach jedoch“, so Lesch, „wird es wieder geringe Zuwächse geben.“ Dann schlage die Krise endgültig auf die Löhne durch.

aja

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.