Lloyds übernimmt britische Großbank HBOS

HBOS galt in Großbritannien als die Bank mit den meisten Problemen. Daher war eine Übernahme aus Angst vor einer neuen Pleite auf höchster politischer Ebene vorangetrieben worden. Jetzt ist der Deal perfekt - doch an der Börse regt sich auch Kritik.
von  Abendzeitung
Eine Filiale der Bank of Scotland
Eine Filiale der Bank of Scotland © AP

HBOS galt in Großbritannien als die Bank mit den meisten Problemen. Daher war eine Übernahme aus Angst vor einer neuen Pleite auf höchster politischer Ebene vorangetrieben worden. Jetzt ist der Deal perfekt - doch an der Börse regt sich auch Kritik.

Die weltweite Finanzkrise hat den nächsten Bankenzusammenschluss erzwungen: Der britische Finanzkonzern Lloyds übernimmt die unter Druck geratene Hypothekenbank HBOS für 12,2 Milliarden Pfund (15,48 Mrd Euro) und bildet damit einen neuen Bankengiganten in Großbritannien. Die neue Gruppe hält einen 30-prozentigen Anteil am britischen Hypothekenmarkt.

Wie Lloyds am Donnerstagmorgen in London mitteilte, sollen die HBOS-Aktionäre 0,83 Lloyds-Aktien für eine Aktie ihrer Bank erhalten, womit der Wert der Aktien bei 232 Pence (2,92 Euro) je Aktie liegt. Das Geschäft wurde von der britischen Regierung aus Angst vor einem weiteren britischen Opfer aus der Finanzkrise befürwortet.

HBOS-Aktienkurs steigt massiv

Bereits am Mittwoch war angesichts der jüngsten massiven Kursverluste der HBOS über einen Zusammenschluss der beiden spekuliert worden. Die HBOS-Aktien hatten nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers mehr als 70 Prozent ihres Wertes verloren. An der Londoner Börse legten HBOS-Aktien am Vormittag um 23 Prozent zu, während Lloyds-Titel um rund 7 Prozent nachgaben.

Im Rahmen der Übernahme erhalten die Lloyds-Aktionäre etwa 56 Prozent des ausgegebenen Aktienkapitals. Victor Blank werde Verwaltungsratschef bleiben, während Eric Daniels weiter das operative Geschäft führen soll. Es wird erwartet, dass die Wettbewerbsbehörden den Deal nicht blockieren werden, weil er von der Regierung unterstützt wird. Dennoch müssen der Übernahme die Anteilseigner beider Banken sowie die Finanzaufsicht zustimmen.

Gewinnplus erwartet

Lloyds erwartet durch die Übernahme ein Gewinnplus je Aktie von mehr als 20 Prozent inklusive Kostensynergien. Vorstandschef Daniels sagte, er strebe eine Kernkapitalquote von sechs bis sieben Prozent an. Der Zusammenschluss gehe mit einem Personalabbau einher, Berichte über den Abbau von 40.000 Stellen bezeichnete er als das Maximum. Daniels betonte zudem, die Fusion der beiden Institute sei keine Zwangsheirat, vielmehr habe es schon seit längerem Gespräche zwischen den beiden gegeben. An der Börse verweisen Händler darauf, dass HBOS die Bank in Großbritannien mit den meisten Problemen sei - daher sollte die Übernahme die Märkte etwas beruhigen. Mark Sartori, Leiter des europäischen Aktienhandels bei Fox-Pitt Kelton, warf allerdings ein: «Ich bin sehr überrascht, dass die Regierung die Übernahme für Lloyds nicht versüßt. Lloyds wollte in dieses Geschäftsfeld eigentlich nicht vorstoßen, daher kommt die Aktie so unter Druck.» (dpa-AFX)

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