Lieber gut als billig

MÜNCHEN - Wieviel Gesundheit können wir uns künftig noch leisten? Weniger als bisher, glauben die deutschen Ärzte und schlugen Alarm. Stiftung Warentest rät: Bei Kassenwahl eher auf Leistungen achten als nur auf den Preis.
Die gesetzlichen Kassen müssten ihre Leistungen drastisch einschränken.
Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Tatsache ist: Künftig wird es für Patienten wichtiger, auf die Leistungen der Kasse zu achten als auf den Beitragssatz. Das gilt schon deshalb, weil ab dem 1. Januar 2009 der Gesundheitsfonds kommt. Da gibt es für alle Kassen einen einheitlichen Beitrag. „Den Unterschied machen dann Zusatzleistungen, Bonusmodelle oder Wahltarife aus“, so Ulrike Steckkönig von der Stiftung Warentest.
Die Tester haben jetzt die Leistungen von mehr als 120 Kassen unter die Lupe genommen. Ergebnis: Wer dorthin wechselt, wo die Leistungen für ihn passen, fühlt sich nicht nur besser aufgehoben. Er spart auch viel Geld – selbst wenn der Beitragssatz etwas höher sein sollte (siehe Modellfälle unten). Die wichtigsten Tipps zur Kassensuche:
Billigheimern misstrauen
„Wechseln Sie sich glücklich“ oder „Spülen Sie ihre alte Kasse weg“ – mit solchen Slogans werben günstige Versicherer um neue Kunden. „Einer Kasse jedoch, die nur auf den geringen Beitragssatz verweist, sollten Sie misstrauen“, meint Ulrike Steckkönig.
Spätestens ab dem 1. Januar ist dieser Vorteil weg. Es ist zwar möglich, dass einige Kassen später ihren Versicherten etwas zurückzahlen – weil sie gut wirtschaften. Dass das auch die sind, die jetzt niedrige Beiträge haben, ist jedoch nicht ausgemacht. „Es gibt aber auch Kassen, die günstig sind und viel bieten“, meint Expertin Steckkönig. Eine davon sei die IKK Südwest-Plus.
Nutzerprofil erstellen
Wer eine neue Kasse sucht, sollte sich genau überlegen, welche Leistung er oft in Anspruch nimmt. So bezuschussen manche Kassen nur einen Gesundheits- oder Entspannungskurs im Jahr, andere gleich mehrere. „Wer solche Kurse oft macht, kann 500 bis 800 Euro sparen“, rechnet Ulrike Steckkönig vor. Viel Geld ist auch drin bei Kassen, die die Schutzimpfung vor Reisen übernehmen. Alleine für eine Hepatitis-B-Impfung werden 200 Euro fällig. Auch ein jährlicher Bonus für gesundheitsbewußtes Verhalten kann viel bringen.
Die eigene Kasse fragen
Das sollte man immer tun, bevor man wechselt. Von selbst teilen die Kassen ihren Kunden längst nicht alle Leistungsangebote mit. Sie Informieren oft nur über Dinge, mit denen sie wohlhabende Kunden ansprechen wollen – etwa Aktivwochen. Es gibt aber noch mehr. „Der Kunde weiß nur nichts davon“, meint Steckkönig. „Daher gilt die Devise: Fragen, fragen, fragen.“ aja
Die komplette Liste mit den Leistungen und Wahltarifen von 123 Kassen gibt es in „Finanztest“, Heft 6/2008.