Leid verhindern

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Debatte um Präimplantationsdiagnostik.
von  Abendzeitung
Anja Timmermann, AZ-Redakteurin
Anja Timmermann, AZ-Redakteurin © Ronald Zimmermann

Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Debatte um Präimplantationsdiagnostik.

Natürlich ist das ein heikles Thema – besonders in Deutschland mit dem entsetzlichen Erbe der Auslese von Menschen: die Präimplantationsdiagnostik. Aber es geht eben nicht um Designer-Babys oder die Sortierung von „unwertem Leben“, wie die Gegner befürchten. Es geht erstens um eine absurde Gesetzeslage: Vor der Befruchtung darf die Samenzelle auf Erbkrankheiten untersucht werden. Nach dem Einnisten des Embryos darf wiederum geprüft – und ganz legal abgetrieben werden. Beim Zwischenschritt, dem Embryo in der Petrischale, soll es verboten sein? Also muss die Frau sich den Embryo erst einpflanzen lassen, sich vermutlich Freude, dass es mit der Schwangerschaft geklappt hat – und dann darf er getötet werden?

Zweitens geht es um das Argument, Behinderte würden diskriminiert. Natürlich ist behindertes Leben lebenswert. Aber: Es geht nicht nur um unseren abstrakten Umgang mit Menschen mit Handicaps, es geht auch um konkrete Schmerzen der Kinder. Philipp (3) hat von seinem Vater die Veranlagung zu einem bösartigen Netzhauttumor geerbt, musste schon sechs Mal am Auge operiert werden.

Mit PID könnten die Eltern seinem Wunschgeschwisterchen diese Krankheit ersparen. Soll man es ihnen verbieten? Bei der PID geht es nicht um Geschmackssachen wie Augenfarbe und Geschlecht, das soll zu Recht ausdrücklich ausgeschlossen sein; sondern um Verhinderung von Leid und Hilfe für Frauen, die oft genug einen langen Leidensweg hatten. Auch das ist ein Wert.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.