Leben macht Lärm
Zu einer Großstadt gehören Großmut und ein wenig Gelassenheit - Jan Chaberny, Leute-Kolumnist der AZ, über Anwohnerbeschwerden wegen Krachs.
Keine Frage: Lärm kann ziemlich nervtötend sein. Morgens beim Frühstück, wenn der putzwütige Nachbar über einem dröhnend den Staubsauger anstellt. Mittags im Kaffeehaus, wenn der Straßenarbeiter mit dem Presslufthammer den Asphalt malträtiert. Abends im Supermarkt, wenn das Stimmengewirr der Anderen einem um die Ohren schlägt, dass man auf der Stelle taub sein möchte – bloß, um seine Ruhe zu haben.
So gesehen kann man es ja verstehen, wenn sich Anwohner über den Krach beschweren, der von einer stadtbekannten Pizzeria ausgeht. Zumal wenn er nach 23 Uhr geschieht, zu einer Zeit also, da Gäste nicht mehr vor dem Lokal sitzen dürfen – wie beim H’ugo’s am Promenadenplatz gleich mehrmals geschehen.
Andererseits: Dies hier ist München, nicht Mindelheim. Hier leben über eine Million Menschen. Und Leben heißt: Lärm machen.
Auto fahren, schief zum iPod singen, und, selbst das, auf Konzerten der Toten Hosen ausrasten. Und natürlich: Feiern in den vielen Gaststätten und Clubs, in denen man sich so viel Mühe gibt, mindestens ebenso cool zu sein wie im angeblich so aufregenden Berlin.
Wie laut es dabei zugehen darf, das regelt die „Emissionsschutzrichtlinien“ der Stadt. Wahrscheinlich wissen sie in der regel- und zügellosen Hauptstadt nicht einmal, wie man das Wort schreibt.
Stimmt, prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden, wenn es bis 22 Uhr so laut wie auf einer Hauptverkehrsstraße zugehen soll, danach aber viel leiser. Nur: Zu einer Großstadt gehört Großmut – und zu den lässigen Clubs gelassene Menschen.