LBBW schlittert in die roten Zahlen

Die Landesbank Baden-Württemberg hat im ersten Quartal massive Einbußen hinnehmen müssen. Nach der Übernahme der Sachsen LB im vergangenen Jahr will das Management von weiteren Fusionen vorerst die Finger lassen.
Die Finanzmarktkrise hat bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auch im ersten Quartal deutliche Spuren hinterlassen. Wie Vorstandschef Siegfried Jaschinski am Montag in Stuttgart berichtete, wird voraussichtlich ein Fehlbetrag «in einer niedrigen dreistelligen Millionenhöhe» entstehen.
Die LBBW ist die größte deutsche Landesbank. 2007 ging der Jahresüberschuss um 66,6 Prozent auf 311 Millionen Euro zurück. Das Ergebnis sei durch Wertminderungen von 456 Millionen Euro belastet worden. «Was Mitte letzten Jahres als Verwerfung im amerikanischen Subprime-Geschäft begann, hat sich binnen weniger Monate zur größten Finanzmarktkrise der letzten Jahrzehnte ausgeweitet», sagte Jaschinski. Die Kreditmärkte hätten sich im ersten Quartal schlechter entwickelt als im zweiten Halbjahr 2007. Dies habe seit Jahresbeginn 2008 zu Belastungen von rund 450 Millionen Euro geführt, teilte die Bank mit. Die erfolgswirksamen Bewertungsverluste bei strukturierten Produkten in Folge der Finanzmarktkrise beliefen sich bis Mitte April auf rund 250 Millionen Euro. Bei Kreditausfallversicherungen hätten sich ergebniswirksame stichtagsbezogene Wertkorrekturen von etwa 200 Millionen Euro ergeben. In der Neubewertungsrücklage wurden außerdem Belastungen von rund 650 Millionen Euro erfolgsneutral erfasst, wie der Vorstandschef sagte. «Wir werden den größten Teil der Wertkorrekturen im laufe der Zeit, spätestens aber bei Endfälligkeit der Papiere, wieder aufholen.» Das Portfolio an strukturierten Produkten der LBBW umfasste Stand Ende Februar 21,4 Milliarden Euro. Der Subprime-Anteil belief sich auf 556 Millionen Euro.
Ende der Krise nicht in Sicht
Jaschinski sagte, niemand könne mit Sicherheit das Ende der Krise vorhersagen. Die Entwicklung der letzten Woche spreche aber dafür, dass zumindest das Schlimmste überstanden sei. Die LBBW hatte im vergangenen Jahr die Sachsen LB in einer dramatischen Rettungsaktion übernommen. Die ebenfalls übernommene Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) wies im Jahr 2007 einen Verlust von 91 Millionen aus. Beide Banken will die LBBW konsequent auf das Mittelstandsgeschäft ausrichten. «Sollten Wettbewerber angesichts der widrigen Marktbedingungen auf die Kreditbremse treten, springen wir gerne ein», sagte Jaschinski.
«Wenn ergänzende Übernahmen sinnvoll sind, werden wir entsprechende Gelegenheit sorgfältig prüfen und Chancen auch nutzen.» Mit Blick auf die Neuordnung unter den Landesbanken sagte der Vorstandschef, die LBBW sei prinzipiell gesprächsbereit. «Allerdings war und ist schiere Größe kein Selbstzweck.» Ohne ein überzeugendes Geschäftsmodell schadeten Zusammenschlüsse mehr als sie nutzten.
Vorerst keine weiteren Fusionen geplant
Fusionen mit anderen Landesbanken in diesem Jahr aus schloss er aber aus. Mit der Neuausrichtung und Integration der Sachsen LB und der Landesbank Rheinland-Pfalz «sind wir so gut beschäftigt, so dass wir in diesem Jahr keine großen Integrationsvorhaben mehr angehen können», sagte Jaschinki. Die LBBW bleibe aber grundsätzlich gesprächsbereit. Deutschland brauche größere Banken. «Allerdings war und ist schiere Größe kein Selbstzweck», betonte der Manager. «Ohne ein überzeugendes Geschäftsmodell schaden Zusammenschlüsse mehr als sie nutzen.» Als Sparkassenzentralbank reicht nach seiner Einschätzung eine Landesbank völlig aus. «Das heißt nicht, dass alle Landesbanken verschwinden müssen», sagte Jaschinski. (AP/dpa)