Kurze Probezeit
Horst Seehofer soll nun der Heilsbringer sein. Der Mann, der bisher gerne alle politischen Regeln außer Kraft gesetzt hat. Ein Kommentar von AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm.
Bazi, Hallodri, Hundling, Schlawiner, Stenz... Die Bayern haben jetzt einen Ministerpräsidenten, der alle ihre Ausdrücke für ein Mannsbild vereinigt. Und beide Ämter, die die CSU zu vergeben hat, auch.
Horst Seehofer soll nun der Heilsbringer sein. Der Mann, der bisher gerne alle politischen Regeln außer Kraft gesetzt hat. Der sich von Parteifreunden als Egomane bezeichnen lassen muss, als Unberechenbarer. Der noch 2005 mit dem Oberlinken Oskar Lafontaine im Duett auftrat, weil sich die beiden politischen Außenseiter gegenseitig auch noch ganz toll fanden. Seehofer, der als ein Fähnchen im Winde gilt, das sich schneller dreht als jeder Wirbelsturm.
Ein Wirbelsturm hat ihn in der CSU jetzt ganz nach oben geblasen. Totgeglaubte leben halt doch länger. Dafür ist der Ingolstädter der Beweis. Für ihn persönlich ist das die Satisfaktion, der er lange hinterher gelaufen ist. Jetzt aber beginnt das politische Leben für ihn erst richtig. Erstmals habe er Bammel vor so einer großen Aufgabe, hat er gestern nach der Entscheidung eingestanden. Den muss er auch haben. Horst Seehofer muss jetzt die in der CSU aufgeworfenen Gräben und Risse kitten und die vielen Baustellen in Bayern beseitigen. Dabei wird seine Probezeit noch kürzer sein als die seiner beiden Vorgänger Huber und Beckstein.
Pfingsten ist Europawahl, in knapp zwölf Monaten Bundestagswahl. Beide entscheiden über die Zukunft der CSU über Bayern hinaus. Und über die des CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten mit.