Kritik an Siemens-Sparankündigungen

Nach Löschers Abgang hofften Betriebsräte auf mehr Einfluss. Durch die jüngsten Rotstift-Meldungen fühlen sie sich brüskiert.  
Susanne Stephan |
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MÜNCHEN Montag, Tag eins nach dem Bekanntwerden der neuesten Rotstift-Zahlen bei Siemens: Gewerkschafter und Betriebsräte sind perplex. Und es wird massiver Ärger über die Politik der neuen Konzernspitze laut.

Dabei waren die Hoffnungen noch vor wenigen Wochen groß: Nach dem Rausschmiss von Peter Löscher, der seine eigenen vollmundigen Rendite-Versprechen nicht einlösen konnte, war mit Joe Kaeser ein waschechtes Siemens-Gewächs an die Spitze des Vorstandes gerückt. Die Betriebsräte und Gewerkschafter atmeten auf. Sie würden ab sofort „auf Augenhöhe“ mit der Konzernführung über Umsatz- und Renditeerwartungen sprechen, sagte Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner im AZ-Interview.

Auch die erste Rundmail Kaesers an die Siemensianer ließ die Beschäftigten hoffen, ihre Belange würden künftig in der Chefetage Gehör finden: „Ein kurzes Margen-Strohfeuer hilft niemandem“, hieß es da – Balsam auf die Seelen der Arbeitnehmervertreter, die sich in den vergangenen Jahren hauptsächlich mit den Grausamkeiten herumschlagen mussten, die der Konzern in Form von Verkäufen, Ausgliederungen und Abbauprogrammen für die Belegschaft bereithielt. „Auf Augenhöhe“ mit dem Vorstand verhandeln – das wäre allerdings das Gegenteil von dem, was die Beschäftigten am Wochenende erfuhren. Ein Unternehmenssprecher teilte mit, bis zum Herbst 2014 würden 15000 Stellen abgebaut. Mit dem Betriebsrat war dies offensichtlich nicht abgesprochen – er wurde mit dieser Ankündigung regelrecht vorgeführt.

Mit dem Programm „Siemens 2014“, von Löscher auf den Weg gebracht, sollen die Kosten bis 2014 um sechs Milliarden Euro gesenkt werden. Was dies in der Praxis bedeutet, war bisher nicht klar. Manche Vertreter der IG Metall mutmaßten, um die 5000 Menschen seien betroffen.

„Wir hatten nie eine Zahl mitgeteilt“, sagte dagegen gestern ein Siemens-Sprecher zur AZ. Das Unternehmen habe sich erst einen Überblick verschaffen wollen – „das ist jetzt spruchreif geworden“. Von einer neuen Sparrunde könne keine Rede sein.

Wirklich beruhigen dürfte der Sprecher damit niemanden. „Das ist schlechter Stil“, sagte ein Gewerkschafter zur AZ. Schon jetzt haben die Betriebsräte und Juristen der IG Metall Mühe, die Sparmaßnahmen zu begleiten. „Das Programm läuft mal besser, mal schlechter“, heißt es. Nur zum Teil können Beschäftigte problemlos in anderen Bereichen eingesetzt werden. Immerhin gibt es die Zusage, dass niemandem gekündigt wird. Schwierig sind die Anpassungsmaßnahmen aber vor dem Hintergrund, dass ein großer Teil der Beschäftigten, die alt genug für den Vorruhestand waren oder in anderen Firmen gute Jobs bekamen, das Unternehmen bereits verlassen haben. Geblieben sind die, die sich eine Zukunft außerhalb des Unternehmens nicht so leicht vorstellen können oder wollen. Schlechte Voraussetzungen für Gespräche mit der Personalabteilung über die Beendigung von Arbeitsverhältnisse. „Wir werden sehr genau auf die Freiwilligkeit achten“, heißt es bei der Gewerkschaft. sun

 

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