Kritik am "Idiotentest"
GOSLAR Sie beschert Fahrschulen und Verkehrs-Beratern stete Einnahmen: Steht eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) an, im Volksmund „Idiotentest“ oder „Depperltest“ genannt, tun Autofahrer in der Regel alles, um sich gut darauf vorzubereiten.
Der Test soll klären, ob ein Fahrer geeignet ist, ein Fahrzeug zu steuern. Dies trifft nicht nur Autofahrer, sondern auch Fußgänger oder Radfahrer, die sich im Straßenverkehr auffällig verhalten. Meistens sind Alkohol oder Drogen im Spiel.
Im Jahr 2012 gab es 94 176 Untersuchungen. Gut die Hälfte der getesteten Menschen erhielten die Beurteilung „geeignet“. Fast sieben Prozent wurden als „nachschulungsfähig“ eingestuft. Etwa 37 Prozent waren „ungeeignet“ – ein hartes Urteil aus Sicht der Delinquenten, schließlich müssen sie weiter auf ihren Führerschein verzichten.
Bei der MPU müssen die Teilnehmer einen Fragebogen ausfüllen, sich medizinisch untersuchen lassen – dabei wird klar, ob sie in den Wochen zuvor auf Alkohol und Drogen verzichtet haben – , ihr Reaktionsvermögen unter Beweis stellen und sich einem psychologischem Gespräch stellen.
Dabei will der Experte klare Anhaltspunkte erkennen, dass sich der Alkohol- oder Drogensünder künftig besser im Griff hat. Das gleiche gilt, wenn ein Autofahrer seine Agressionen nicht unter Kontrolle hat.
Die Untersuchung habe „keinen guten Ruf in der Bevölkerung“, findet Kay Nehm, der Präsident des Verkehrsgerichtstages. Dabei sei sie vom Grundsatz her wichtig für die Verkehrssicherheit. Die Regelungen müssten aber an mehreren Stellen verbessert werden. Unter anderem können sich Betroffene derzeit nicht auf dem Rechtsweg gegen die Anordnung der MPU wehren – in den Augen vieler Juristen eine fragwürdiger Umstand.