Krisenlogik
Den Managern wäre ein Antrag auf Staatsgeld nicht zu verübeln. Susanne Stephan über Finanzhilfen für BMW.
Es klingt absurd: Staatliche Finanzhilfen für BMW, für ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr nach einem drastischen Gewinneinbruch immer noch 330 Millionen Euro verdiente? Das gerade dabei ist, die Kurzarbeit in sämtlichenWerken zu beenden? Wo bleibt da die Logik?
Aber mit Logik hat ein staatliches Rettungsprogramm in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem sowieso wenig zu tun. Hilft der Staat schwachen Firmen, läuft er Gefahr, gutes Geld dem schlechten hinterherzuwerfen. Hilft er dagegen gesunden Unternehmen, fordert er Trittbrettfahrer geradezu heraus, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bedienen.
Die Kriterien, die für die Gewährung der Bürgschaften und verbilligten Kredite in den Konjunkturpaketen festgezurrt wurden, verdeutlichen diese Widersinnigkeit: Geld gibt’s offiziell nur, wenn eine Firma kerngesund ist und durch den Krisenvirus nur vorübergehend infiziert wurde.
So gesehen wäre BMW im Kreis der potenziellen Antragsteller ein Ausnahmekandidat. Den Managern des Autoherstellers könnte man es deshalb nicht verübeln, würden sie um staatliche Almosen bitten. Ohnehin sind sie in erster Linie den Aktionären und den Beschäftigten verpflichtet, müssen also jede Möglichkeit nutzen, ihre Kostenstruktur zu verbessern. Und der Konzern lässt mehr als jeder andere erwarten, dass Bürgschaften nicht in Anspruch genommen, Kredite tatsächlich zurückgezahlt werden. Das will im Vergleich mit den öffentlichen Eigenkapitalspritzen für marode Geldhäuser wie die Hypo Real Estate schon etwas heißen.
Die Autorin ist Wirtschaftsredakteurin der Abendzeitung