Krisenangst und Pannenärger bei Siemens
Teure Fehler bei Windparks, und jetzt halten sich auch noch die Kunden zurück.
München - Die Schuldenkrise, Probleme bei den Windparks im Meer: Siemens muss einen Einbruch verdauen. Von Oktober 2011 bis Juni 2012 machte der Konzern 3,6 Milliarden Euro Gewinn. Das sind 37 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Jetzt will Siemens-Boss Peter Löscher sparen. Ins Geld geht eine Panne bei der Windkraftanlage in der Nordsee. Es hakt bei der Anbindung der Mühlen ans Stromnetz an Land. Für das Prestigeprojekt musste Siemens in den ersten neun Monaten bereits eine halbe Milliarde Euro abschreiben. Dazu kommen die Spannungen an den Finanzmärkten. „Wir spüren eine zunehmende Investitionszurückhaltung bei unseren Kunden und einen stärkeren konjunkturellen Gegenwind“, sagte Löscher.
Der Unternehmensboss will jetzt die Kosten zurückfahren. Siemens stehe ein „heißer Sommer“ bevor. Zu einem Stellenabbau wollte sich Löscher nicht direkt äußern. Im Herbst will er seinen Managern die Umbaupläne vorstellen. Zurzeit beschäftigt Siemens in Deutschland 119000 Mitarbeiter – 3000 mehr als vor einem Jahr. Der Auftragseingang von Europas größtem Elektrokonzern fiel im abgelaufenen Quartal um 23 Prozent. Vor allem in Europa, aber auch in China und anderen Schwellenländern würden weniger Kraftwerke und Industrieausrüstungen bestellt, heißt es. Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Löscher erwartet in den nächsten Monaten einen weiteren „deutlichen Abschwung“.
Auch den Börsengang der Licht-Tochter Osram legt Siemens erst einmal auf Eis. Das Risiko, dass die Osram-Anteile nur zu einem niedrigen Preis verkauft werden können, ist zu groß. Statt dessen will der Konzern Osram-Aktien an seine eigenen Anteilseigner ausgeben, das Unternehmen also zum Teil verschenken. Die Börse strafte Siemens gestern für den pessimistischen Ausblick ab – die Aktie verlor fast vier Prozent.