Krim-Krise: Bayerns Wirtschaft in Angst

Kommt die Eiszeit im Handel mit Putins Reich? Hiesigen Firmen könnte mit Russland wegen der Krim-Krise ein Wachstumsmarkt wegbrechen.
von  Mark Bihler / Politik

München - Bayerische Unternehmen blicken mit immer mehr Sorgenfalten Richtung Russland. Denn dort droht angesichts von Putins Muskelspielen auf der Krim ein Wachstumsmarkt wegzubrechen. So ist Russland für die Unternehmen im Freistaat der neuntwichtigste Handelspartner mit einem Volumen der In- und Exporte von rund 12 Milliarden Euro.

Grund für die Sorgen der hiesigen Unternehmen: Beantwortet Putin die Sanktionen der EU gegen Russland mit einer neuen Eiszeit, dann sind die deutschen Investitionen in Gefahr. „Das wäre ein Horrorszenario“, so Frank Dollendorf von der IHK. Rund 1500 bayerische Firmen haben in Russland rund 55000 Beschäftigte.

Beispiel MAN: Der Konzern betreibt seit Mitte 2013 ein Werk in St. Petersburg. 726 Millionen Euro setzt MAN auf dem russischen Markt um – knapp fünf Prozent des Gesamtumsatzes. „Wir sehen Russland vor allem als Wachstumsmarkt“, sagt Sprecher Manuel Hiermeyer. Der russische Markt ist für MAN wichtig, aber nicht überlebenswichtig.

BMW: Hier ist die Lage ähnlich. Der Hersteller verkaufte zuletzt 40000 Autos pro Jahr in Russland - bei einem weltweiten Absatz von zwei Millionen Fahrzeugen. Damit hält sich die Bedeutung des Marktes für BMW in Grenzen. Doch das Management hat die Bilanz unter Beobachtung, sollte die Krim-Krise auf die Erholung im Euro-Raum durchschlagen. „Es muss eine diplomatische Lösung gefunden werden“, so Vorstandschef Norbert Reithofer.

Siemens: Auch bei den Münchnern schrillen die Alarmglocken. Rund zwei Milliarden Euro seines weltweiten Umsatzes von 75 Milliarden macht der Konzern in Russland, beschäftigt dort 3000 Mitarbeiter. „Ein wichtiger Mark für uns“, bekräftigt Sprecher Wolfram Trost.

Mittelständler: Kleinere Betriebe können mehr Probleme haben. So berichtet Sven-Boris Brunner, Geschäftsführer beim Kompetenzzentrum GUS der M&M GmbH, von einigen Mittelständlern, die bei Aufträgen mit Russland erst einmal abwarten wollen. „Jeder schaut da gespannt, wie es dort weitergeht.“ Brunner glaubt wie alle von der AZ befragten Unternehmen, dass Wirtschaftssanktionen den Handel mit Russland schwer belasten würden.

Anzeichen einer Handels-Eiszeit sind schon da. 2013 gingen laut IHK erstmals die Exporte in Putins Reich zurück – zuvor wuchsen sie seit dem Ende des Kalten Krieges stetig. 12 Milliarden ist das Handelsvolumen zwischen bayerischen Firmen und Russland. Güter im Wert von 4,4 Milliarden Euro werden exportiert – viel High-Tech wie Maschinen oder Fahrzeuge. Für 7,7 Milliarden kauft Bayern in Russland ein – meist sind es Rohstoffe wie Gas und Öl.

 

 

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