Krieg der Lakritzen

Katjes triumphiert über Haribo: Der Hersteller darf für bestimmte Produkte vorerst nichtmit lachenden Kindern werben
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Erzrivalen: Katjes prozessierte bereits wegen der Yoghurt-Gums gegen Haribo - jetzt ist die Lakritze der Zankapfel
dpa Erzrivalen: Katjes prozessierte bereits wegen der Yoghurt-Gums gegen Haribo - jetzt ist die Lakritze der Zankapfel

Katjes triumphiert über Haribo: Der Hersteller darf für bestimmte Produkte vorerst nichtmit lachenden Kindern werben

BONN Dienstag war kein guter Tag für Ulrich Preußer. „Enttäuscht“ sei er, sagte der Haribo-Chefjustiziar zur AZ. Die jüngste Niederlage vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf sei „nur schwer verständlich“. Da arbeitet man wochenlang detailversessen – „und so ein Richter macht alles zunichte“.

Bei Katjes dürfte die Stimmung gehoben sein. Dem Erzrivalen des Bonner Süßigkeiten-Herstellers gelang ein juristischer Schlag gegen Haribo. Per einstweiliger Verfügung ließ Katjes verbieten, dass Haribo für seine Lakritz-

„Dropjes“ mit einem fahrradfahrenden Kind auf der Packung wirbt. Eine Entscheidung im Hauptverfahren steht noch aus – doch Ulrich Preußer lässt bereits Resignation anklingen. „Das ginge zwangsläufig durch drei Instanzen bis zum BGH“, sagt er. Ein hohes Risiko – eher verzichtet Haribo zähneknirschend auf seine „Dropjes“ in der ursprünglichen Form.

Nur wahre Fans können nachvollziehen, worum es beim Krieg der Lakritzen geht. Sie kaufen das schwarze Naschwerk in Holland oder Dänemark. In diesen Ländern enthält Lakritz bis zu zehn Prozent Salmiak – „darum schert sich dort kein Mensch“, seufzt Preußer. Salmiak gibt der Lakritze erst die richtige Würze, Süßigkeiten mit geringem Anteil gelten unter eingefleischten Liebhabern als Abklatsch der wahren Spezialität.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und der zuständige EU-Ausschuss haben bei Salmiak-Anteilen bis zu acht Prozent keine Bedenken, sagt Preußer. Aber die deutsche Aromaverordnung schreibt als Obergrenze zwei Prozent vor. Im Wettstreit zwischen deutschem und EU-Recht ließ sich Haribo auf einen Kompromiss ein: Spezialitäten mit über zwei Prozent wie die „Piratos“ (7,99 Prozent) oder die früheren Dropjes (knapp drei Prozen) werden als „Erwachsenen-Lakritz“ gekennzeichnet.

So weit, so gut? Konkurrent Katjes, der bereits um die Bezeichnung „Yoghurt Gums“ mit Haribo prozessierte, scheint sich weiter um die Gesundheit der Kunden zu sorgen. „Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass der Verzehr der Produkte durch Kinder deren Gesundheit beeinträchtigen kann", sagte Katjes-Sprecher Ulf Dörner zur AZ. Die Düsseldorfer Richter ließen sich überzeugen – ein lachendes Kindergesicht auf der Packung und mehr als zwei Prozent Salmiak gehen trotz Warnhinweis nicht zusammen, entschieden sie jetzt. Haribo muss zurückstecken – und wahre Lakritz-Junkies fahren weiterhin nach Holland oder Dänemark. sun

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