Kräftige Gehaltserhöhung für Bahn-Vorstände

ICE-Chaos, gescheiterter Bedienzuschlag, abgesagter Börsengang: Die Chefs der Bahn haben sich in diesem Jahr nicht mit Ruhm bekleckert. Dennoch werden sie sich demnächst über viel mehr Geld auf dem Konto freuen können.
Die Vorstände der Deutschen Bahn bekommen im nächsten Jahr nicht nur Sonderzahlungen bei einem Börsengang, sondern auch generell höhere Grundgehälter und Leistungszulagen. Die Steigerungen betrügen teilweise 20 Prozent und mehr, berichtet die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf den bislang unter Verschluss gehaltenen Prospekt für den geplanten Börsengang. Das Gehalt von Bahnchef Hartmut Mehdorn steigt demnach von 750.000 auf 900.000 Euro, seine Leistungszulage im für ihn günstigen Fall von 3 Millionen Euro in diesem Jahr auf 3,5 Millionen im nächsten.
Die Bahn teilte der Zeitung mit, die Vorstandsbezüge seien 2007 gesunken. «Die Vergütung liegt nach wie vor im unteren marktüblichen Bereich.» Aufsichtsratskreise wurden mit dem Satz zitiert: «Bei einem Chemie-, Energie- oder Autokonzern bekommt man für dieses Geld keinen Vorstand.» Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) lehnt die bislang diskutierten Sonderzahlungen bei einem Börsengang des bundeseigenen Unternehmens ab und hat am Mittwoch seinen Staatssekretär Matthias von Randow entlassen, weil dieser den Bonuszahlungen im Bahn- Aufsichtsrat zugestimmt hatte.
Nach Informationen der «Financial Times Deutschland» (Freitag) liegt der Börsenprospekt mit den Angaben zur Gehaltsstruktur der Bahn im Ministerium bereits seit 2. Oktober vor.
Die Opposition griff Tiefensee erneut an. Der Verkehrsexperte der FDP-Fraktion, Horst Friedrich, machte den Minister für unzureichende Rahmenbedingungen bei der Teilprivatisierung der Bahn verantwortlich. «Tiefensee soll zurücktreten», bekräftigte er in der «Berliner Zeitung» (Freitag). Sein Grünen-Kollege Winfried Hermann kritisierte: «Die Politik kontrolliert den Konzern nicht aktiv.» So würden sich die drei Regierungsvertreter vor den Aufsichtsratssitzungen, etwa jener zu den Vorstandsprämien, nicht koordinieren. (dpa)