Kotau vor der FDP

Sonst war es immer die CSU, die die anderen getrieben hat: Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, zum politischen Aschermittwoch
Es war ein Schwimmen auf der Westerwelle: CSU Chef Horst Seehofer muss am Aschermittwoch den Kotau machen vor dem Liberalen-Chef. Und als Herz-Jesu-Sozialist auch vor der konservativen Gemeinde in Passau. Beim großen Haudrauf bleibt das Duell der beiden Streithansel aus. Sticheln durften in Passau und Straubing nur die Hilfstruppen.
Die beiden Parteivorsitzenden wissen, sie müssen jetzt an einem Strang ziehen. Da gibt's auch kein Sticheln gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Denn in den Umfragen ist die schwarz-gelbe Chaos-Koalition inzwischen völlig abgeschmiert. Bisher war es immer die CSU, die die anderen Parteien vor sich hergetrieben hat.
In den letzten Tagen mussten sich die Christsozialen von der Westerwelle treiben lassen und erkennen: Für den Aschermittwoch ist der FDP Chef damit nicht mehr zu toppen. Nun redet sich die CSU heraus, man sei sich in der Sache schon immer einig gewesen. Nur an der Wortwahl habe es gelegen.
So bleibt Seehofer beim Streit-Thema Hartz IV betont sachlich, nimmt jegliche Emotion und das Feuer heraus und wirkt fast matt. Auf dem Aschermittwoch klingt das, als habe er einen Hänger. So gibt sich Seehofer lieber als Parade-Konservativer. Und ganz provinziell.
Er spult das obligatorische schwarze Aschermittwochs-Programm ab, bläst wie seine Vorgänger zum Kreuz-Zug: „Die wollen sie uns auch noch von den Gipfeln nehmen“. Er wettert gegen Minarette und gegen den EU-Beitritt der Türkei. Damit kann man sich in Passau letztendlich immer retten – auch vor der Westerwelle.