Kostenloses Girokonto? Inzwischen eher die Ausnahme

Banken und Sparkassen ziehen die Gebührenschraube weiter an. "Ganz oft wird inzwischen die Girocard bepreist", sagte "Finanztest"-Expertin Heike Nicodemus. Die Zahl der kostenlosen oder günstigen Girokonten ist nach einer Auswertung der Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest weiter gesunken. Anzeichen für eine baldige Renaissance des kostenlosen Girokontos, mit dem Institute in Zeiten hoher Zinsen um Einlagen der Kunden warben, sieht Nicodemus trotz steigender Zinsen im Euroraum derzeit nicht. "Der Trend geht momentan eher in die andere Richtung."
12 kostenlose Konten für Online-Kunden
Bei einer Auswertung von 432 Modellen von 165 Banken und Sparkassen fanden die Tester gerade einmal zwölf Gehalts- oder Rentenkonten, die ohne Bedingungen für Online-Kunden kostenlos sind. Vor einem Jahr waren es noch 14.
Solange ein Girokonto übers Jahr gesehen nicht mehr als 60 Euro kostet, ist das aus Sicht von Stiftung Warentest in Ordnung. Die Bank wickele schließlich Buchungen ab und stelle Geldautomaten sowie sichere Technik für das Online-Banking zur Verfügung. Die Gesamtzahl der kostenlosen und günstigen Girokonten sank der Auswertung zufolge von 91 im vergangenen Jahr auf noch 79. Die teuerste ausgewertete Kontoführung kostet 360 Euro im Jahr.
Verbesserungsbedarf sieht Nicodemus bei den vorgeschriebenen Entgeltinformationen für Kunden. "Die Informationen sind auf der Homepage oft sehr schwer zu finden und häufig nicht aktuell."
Als kostenlos definiert die Stiftung Warentest: keine Grundgebühr, keine Gebühr für Kontoauszug, Buchungen, Girocard und beim Geldabheben am Automaten im eigenen Bankenpool sowie keine Bedingungen wie regelmäßiger Geld- und Gehaltseingang in einer bestimmten Höhe. Zugrundegelegt für die Auswertung wurde eine Modellperson. Sie bekommt ein regelmäßiges Gehalt, führt das Konto online und nutzt es durchschnittlich.
BGH hat über Gebühren bei Bankkonto geurteilt
Gebührenerhöhungen hatte der Bundesgerichtshof (BGH) im vergangenen Jahr insofern Grenzen gesetzt, als Kreditinstitute bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Geldhäuser mussten daher um Zustimmung zu Gebühren bitten. Zudem können Bankkunden Gebühren zurückfordern, die Institute ohne explizite Einwilligung erhoben haben.
Trotz steigender Zinsen im Euroraum geht Nicodemus vorerst nicht davon aus, dass Banken und Sparkassen bald wieder verstärkt mit kostenlosen Girokonten um Kunden für Geldanlagen werben könnten. "Angesichts generell steigender Kosten erwarte ich keine Umkehr in den nächsten zwei bis drei Jahren." Anders sehe es bei Jugendkonten für Schüler, Auszubildende oder Studenten aus, die bereits heute mehrheitlich kostenlos seien. "Hier geht es darum, diese Kunden zu binden, bis sie Geld verdienen"