Kostenloses Girokonto: Das sollten Bankkunden wissen

Banken locken Kunden oft mit einem gebührenfreien Girokonto. Aber die Faustregel „Es gibt im Leben nichts geschenkt“ gilt auch hier: Zum Teil holen sich die Institute die Kosten auf anderem Weg zurück. Und manchmal kann sogar ein gebührenpflichtiges Konto die bessere Alternative sein.
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Unumstritten sind kostenlose Konten in der Finanzbranche nicht. Jedes Produkt, das eine Bank anbietet, solle im Grundsatz kostendeckend sein, fordert Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. Es liege aber in der Entscheidung einer jeden Bank, ein kostenloses Girokonto als „Türöffner zum Kunden“ zu nutzen.
Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest waren unter 176 Konten von 91 Banken 68 Girokonten kostenlos – davon 30 ohne Bedingungen. „Wir konnten keinen Trend hin zum kostenpflichtigen Konto erkennen“, sagt Kerstin Backofen, Redakteurin der Zeitschrift „Finanztest“. Grundsätzlich sei es in Ordnung, für Service zu zahlen. „Nur müssen Preis und Leistung im richtigen Verhältnis zueinander stehen“, sagt Backofen. Ein Onlinekonto sollte nicht mehr als 40 Euro im Jahr und ein Filialbank-Konto nicht mehr als 80 Euro im Jahr kosten.
Auch die Höhe der Dispozinsen sollte man wissen
Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW, warnt davor, dass manche attraktive Angebote der Banken querfinanziert werden: „Daher müssen Kunden immer auf überraschende Kostenfaktoren achten.“ Manchmal erkennen Kunden erst im Kleingedruckten den Preis für das scheinbar kostenlose Girokonto. „Zusätzlich zur Grundgebühr gibt es weitere Faktoren, die man bei der Wahl seines Girokontos nicht außer Acht lassen sollte“, sagt Scherfling.
Auch die Untersuchung von „Finanztest“ zeigt solche Bedingungen und Extra-Kosten: „Beispielsweise muss man bei vielen Sparda-Banken für 52 Euro Genossenschaftsanteile kaufen. Teilweise muss auf das Konto regelmäßig ein Geldbetrag in bestimmter Höhe eingehen, bei der Commerzbank waren es beispielsweise 1200 Euro im Monat“, sagt Backofen. Bei einigen Banken muss das Gehalt oder die Rente auf dem Konto eingehen. „Wenn man die Bedingungen erfüllen kann, spricht aber nichts gegen ein solches Konto“, sagt Backofen.
Wichtig ist Scherfling zufolge, das Gesamtpaket im Blick zu haben. Was nütze es, wenn man ein kostenloses Konto hat, aber für die Kreditkarte 60 Euro im Jahr zahlen müsse? „Dann rechnet sich ein Konto, für das monatlich zwei Euro Gebühren anfallen und das eine kostenlose Kreditkarte beinhaltet, mehr“, sagt Scherfling.
„Wer ein Girokonto eröffnen will, sollte sich überlegen, welche Leistungen einem wichtig sind“, rät Kemmer vom Bankenverband. Wichtige Fragen sind „Nutze ich vor allem das Online-Banking oder suche ich noch häufiger eine Filiale auf? Welche Bankkarten werden gebraucht? Nehme ich häufiger einen Dispokredit in Anspruch?“ Die Höhe der Dispozinsen ist nicht unwichtig. „Sie sollten derzeit nicht über zehn Prozent liegen“, sagt Backofen.
Bei der Suche nach einem passenden Girokonto sollten Verbraucher außerdem überprüfen: „Was kosten mich Daueraufträge? Gibt es beispielsweise die Giro- und die Kreditkarte kostenlos? Muss man für eine Ersatzkarte zahlen, wenn ich meine alte Karte verliere?“, erklärt Scherfling.
„Wer gerne einen persönlichen Ansprechpartner hat, sollte eine Filialbank in seiner Nähe wählen“, sagt der Verbraucherschützer. „Finanztest“-Redakteurin Backofen nennt noch ein wichtiges Kriterium: die Möglichkeit, Bargeld kostenlos abzuheben. „Entweder man wählt eine regionale Bank mit einem kostenlosen Automaten in Wohnortnähe oder eine Bank, die sich einem Automatenverbund angeschlossen hat, sodass man überall einen Automaten zur kostenlosen Nutzung findet.“