Kostenfallen fürs Handy im Urlaub
MÜNCHEN Urlaubsgrüße vom Pool aus sind billiger als früher, dank der EU-Kostenobergrenzen. Aber Vorsicht: Trotz vieler Verbesserungen lauern weiterhin ärgerliche Kostenfallen auf Urlauber.
Was kosten die EU-Tarife? Innerhalb der EU darf ein Telefonat maximal 34 Cent pro Minute (inklusive Mehrwertsteuer) kosten. Für eingehende Anrufe werden höchstens 9 Cent fällig. Wer EU-weit eine Kurznachricht verschickt, soll maximal 10 Cent dafür zahlen. Der Empfang ist kostenfrei. Ab dem 1. Juli werden für ein Telefonat innerhalb der EU höchtens 28 Cent pro Minute fällig, für eingehende Gespräche 8 Cent, pro SMS 9 Cent.
Manche Anbieter tricksen. Wer eine Guthabenkarte von Discountern wie Aldi-Talk, Simyo oder Simply hat, bekomme in der Regel automatisch den EU-Tarif eingebucht, sagt Rafaela Möhl vom Online-Rageber Teltarif. Vertragskunden sollten dagegen auf der Hut sein. Sie zahlen im EU-Ausland oft mehr als sie eigentlich müssten. Der Grund: Die deutschen Netzbetreiber Telekom, Vodafone, E-Plus und O2 bieten neben dem EU-Preismodell eigene, teurere Auslandstarife an, in denen ihre Kunden auf Reisen ungefragt landen können. Das ist zwar nicht kundenfreundlich, aber erlaubt. Nur wer noch vor Abreise bei seinem Anbieter den EU-Tarif verlangt, kann sicher sein, dass er wirklich von den Preisobergrenzen profitiert.
Aufgepasst: Das Euro-Modell heißt bei der Telekom nicht einfach EU-Tarif, sondern „T-Mobile weltweit“. Vodafone nennt es „Vodafone World“. E-Plus/Base-Kunden müssen nach dem Tarif „International“ verlangen und bei O2 nach „O2 Weltzonen“.
EU-Tarif für kurze Gespräche. Der EU-Tarif lohnt sich normalerweise für Gespräche bis etwa sieben Minuten Dauer. Abgerechnet wird sekundengenau, nur die ersten 30 Sekunden zählen pauschal. Die übrigen EU-Optionen sind für Wenigtelefonierer meist teurer. Jede Verbindung kostet einmalig 75 Cent, jede Minute 29 bis 30 Cent. Jede angebrochene Minute voll berechnet.
Hohe Gebühren außerhalb der EU. Aus der Türkei daheim anrufen kostet mit einem Vertragshandy bis zu 1,63 Euro pro Minute, aus den USA oder Kanada 1,69, von Ägypten aus sogar happige 2,99. Auch die Schweiz gehört nicht zur EU, Telefonieren zu einem deutschen Festnetz kann bis zu 1,49 Euro pro Minute kosten. Achtung: Auch eingehende Anrufe schlagen zu Buche. Für den Türkei-Urlauber beispielsweise mit bis zu 69 Cent pro Minute, für den Ägypten-Touristen mit stolzen 1,79 Euro. USA-Urlauber zahlen fürs Angerufen-Werden 71 Cent pro Minute, Schweiz-Reisende bis zu 69 Cent.
Obergrenzen auch fürs Surfen. Beim Abrufen von Mails, Bildern oder beim Surfen im EU-Ausland dürfen pro MB maximal 83 Cent in Rechnung gestellt werden. Ab 1. Juli sinkt die Preisobergrenze dann auf 53 Cent ab. Das sei zwar eine deutliche Entlastung, aber nach wie vor teuer, gibt Möhl zu bedenken. Vorsicht: So richtig ins Geld geht der Datenabruf außerhalb der EU. Kurz mal Fußballergebnisse abrufen kann etwa in Tunesien saftige 19 Euro pro übertragenem Megabyte (MB) kosten. In der Türkei, Kanada oder den USA werden 9,80 pro MB verlangt, in Ägypten bis zu 15,80 Euro. Wer weiß, dass er im Urlaub häufig im Internet ist, sollte vor der Abreise bei seinem Anbieter spezielle Datenpakete für das Ausland kaufen, rät Möhl. Tages- oder Wochenpauschalen sind für rund zwei Euro pro Tag und etwa fünf Euro pro Woche zu haben, für die EU-Länder deutlich günstiger. Günstige Tarife gibt es auch bei Reisediscountern oder – vor Ort im Urlaubsland – im Supermarkt als Prepaid-Karte.
Bei 59,90 Euro ist Schluss. Ein automatischer Kostendeckel schützt Internet-Nutzer weltweit. Nähert sich ein Reisender beim Surfen der Obergrenze von 59,50 Euro im Monat, muss sein Anbieter ihn warnen. Notfalls wird die Verbindung getrennt und darf erst auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden wieder freigeschaltet werden. Aber auch diesen Gebührenschutz gibt es nicht automatisch, warnt Möhl. Reisende sollten ihre Tarifbedingungen vor der Abfahrt genau checken. Berrit Gräber
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