Konjunkulturpaket

Ist der Marstall Luxus? Nicht mehr als 15 Kilometer Autobahn - Robert Braunmüller leidet als Konzertbesucher und Kulturredakteur an der Gasteig-Philharmonie.
von  Abendzeitung

Ist der Marstall Luxus? Nicht mehr als 15 Kilometer Autobahn - Robert Braunmüller leidet als Konzertbesucher und Kulturredakteur an der Gasteig-Philharmonie.

Wer Klassik liebt, weiß es: Auf jedem Platz in der Philharmonie im Kulturzentrum am Gasteig hört man anders, aber nirgendwo wirklich gut.

Sänger und Geiger verhallen im Raum, Beethovens, Mahlers oder Bruckners Monumentalität drückt einen nicht in den Sitz.

Konzerte im bunkerartigen Bau am Isarhochufer sind kein Erlebnis. Der teilweise unbefriedigende Besuch von Orchesterkonzerten ist kein Zufall. Wer einmal viel Geld für einen schlechten Platz ausgegeben hat, kommt nicht wieder.

Auch die Künstler wissen das: Nicht umsonst meiden Sir Simon Rattles Berliner Philharmoniker und große amerikanische Orchester die Stadt. Sie gastieren lieber in den spektakulären Sälen in Spanien, Luzern, Essen oder Dortmund und bald auch in der Hamburger Elbphilharmonie.

Konzertsäle altern mit ihrem Publikum. Und historische Patina wird der Gasteig sicher nie bekommen. Weil ein Umbau nur zu halben Lösungen führt, hilft nur ein Neubau hinter dem Marstall oder an anderer Stelle. Innerhalb eines Konjunkturprogramms ist die Lösung dieses Luxusproblems nicht verschwenderischer als der Bau von 15 Autobahnkilometern.

Nachdem Seehofer die Konzertsaalfrage zur Chefsache gemacht hat, besteht eine Chance für den Neubau hinter dem Marstall. Der sollte allerdings mehr als ein Denkmal für Mariss Jansons und seinen Fan Kurt Faltlhauser werden.

Dafür braucht es ein Gesamtkonzept für die Weiterentwicklung der staatlichen und städtischen Säle, das über das Einzelinteresse des Bayerischen Rundfunks hinausgeht.

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